
Er war ein verwundert beratender Astrologe, nachdenklich-visionärer Thelemit und wurde bekannt als Gründer des Thelema-Ordens in Berlin. MDE sah sich selbst als „gequälter Autor und Übersetzer diverser Bücher.“ Diese Aussage mag überraschen, denn Michael Eschner (1949 – 2007) war ein sehr produktiver Autor. Er schrieb über 40 Bücher.
Wie alles anfing …
Mitten in der 1968er Revolte startete der damals 19-jährige in Berlin seine Karriere als Immobilien- und Finanzmakler – er war glühender Mao Anhänger und verehrte Rudi Dutschke. Er war Mitverfasser radikaler Gesellschaftsanalysen, kurz darauf gründet er die A.A. Thelema in Berlin und übersetzte Bücher von Aleister Crowley, als dessen Reinkarnation er sich sah.
Später sank die Bedeutung, die Crowley für ihn hatte; gelegentlich ging er sogar auf kritische Distanz zu Crowleys Wirken.
Der umstrittene Pionier
Michael Eschner galt als „umstritten“. Der Titel steht ihm zu. Er berührt sein Verhältnis zum Tode (wie zum Leben). Wir halten ihn für einen der wichtigsten Vertreter der neuen Spiritualität. Er lebte (für) das Wassermannzeitalter, über das er in all seinen Büchern, Vorträgen und Artikeln schrieb.
Man kann auch heute nicht über MDE sprechen, ohne über Thelema zu sprechen. Thelema hat Wurzeln in der Gnosis und in der Postmoderne. Es ist ein einzigartiger Kult und doch (oder: deswegen?) versteht niemand die Verheißung, die in Thelema steckt. Unsere Bücher sind ein bescheidener Versuch der Kurskorrektur 🙂
Suchender, Lehrer, Magier
Michael D. Eschner, auch bekannt als MDE, sah die Realisierung des Horus Äons als seine Lebensaufgabe. Er war der Prophet des Horus-Äons, das Tier 666.
Außerdem war er Schachspieler, Eigentümer des ersten Berliner Sexshops, Autor und Übersetzer, Guru, Berater, begeisterter Spieler, Spieleprogrammierer, Chairman einer Internet-Firma … Kurz: einer der schillerndsten Thelemiten in Deutschland.
Sein Leitspruch war „Menschen werden nur durch Menschen zu Menschen!“ Welchen Wert er der Gemeinschaft beimaß, zeigt sich darin, dass er sein Leben lang Thelema-Gruppen leitete und seine Wahlfamilie um sich scharte.
Als spiritueller Berater der Thelema Society verfolgte er drei Ziele:
- Befreiung der Kundalini oder Sicherstellen der Reinkarnation
- Erlangung des Wahren Willens
- die Realisierung des Horus-Äons
Thelema als Lebensregel
Dafür war ihm das Liber Legis, dessen Übersetzer und Experte er war, Lebensregel und -orientierung. 30 Jahre beschäftigte er sich und ’seine‘ Gruppe lesend, schreibend und praktisch in Projekten mit Thelema. Es ging um Zugänge zu einem anderen Denken, um anders leben zu können.
Am Ende … spricht wieder Nuit: „Ich gebe Gewissheit, nicht Glauben!“ Das Liber Legis braucht die Philosophie nicht, da diese vom Mensch als Erkennendem ausgeht, nicht von „Tu was du willst“. Eschners späte Schriften forcieren diese Rückbesinnung.
Du aber bist mystisch rein,
Goethe, „Offenbar Geheimnis“
Weil sie dich nicht verstehn,
Der du, ohne fromm zu sein, selig bist!
Das wollen sie dir nicht zugestehn.
Bücher von Michael D. Eschner
Die Bücher des Autors finden Sie in der Bibliografie.
Nun folgt noch die Kurzfassung der Autobiografie im O-Ton, als Liste:
- Schachspieler seit dem fünften Lebensjahr, später Turnierspieler und Schachtrainer.
- Lehre als Elektromechaniker, danach bei Siemens Fernsehsender gebaut
- Studium der Betriebswirtschaft – unvollendet
- Disziplinierter Schüler der Kunst des Denkens (viele Jahre harte Arbeit)
- Jüngster Immobilien- und Finanzmakler in Berlin (19 Jahre alt)
- Euphorischer Eigentümer des ersten Berliner Sexshops, beste Lage, Ku-Damm
- Kauzige Jahre beim Sender Freies Berlin
- Genervter Schwarzhörerfahnder
Die Suche nach der Lebensform
- Verwundert beratender Astrologe (oh, das menschlich-allzumenschliche)
- Erforschung der Kundalini-Shakti
- Forschungen in Mythos, Mystik und Kabbalah
- Nachdenklich-visionärer Thelemit
- Begeisterter Programmierer von Spielen und Lernprogrammen (Assembler, Basic, C, C++, später Java und PHP)
Die Lebensform der Suche
- Gründer des Thelema-Ordens
- Spiritueller Berater der Thelema-Society
- Autor und Übersetzer diverser Bücher
- Charismatischer (so wird gesagt) Teammanager: Aufbruch ins Andere Äon!
- Sechs Jahre penibler Bibliothekar im Dienste des Staates (im Knast) 🙁
- Kritischer Buch-Rezensent (Computer, Fantasy, Philosophie, Esoterik)
- Fürsorglicher (so wird gesagt) Kursleiter „Programmieren in Java“
- Testspieler und Rezensent von Computerspielen
- Innovations-Management in einem Internet-Startup
Vorbild: Augustus, der erste römische Kaiser:
Möge es mir vergönnt sein, die Republik auf gesunde und sichere Grundlage zu stellen und dafür den Lohn zu empfangen, nach dem ich strebe; der Schöpfer der bestmöglichen Verfassung genannt zu werden und die Hoffnung mit ins Grab nehmen zu können, dass die von mir errichteten Fundamente des Staates nie wanken werden. (Augustus über sein Lebenswerk, nach Sueton)