- Autor: Knut
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Dreht sich dieses Jahr weiter alles um Corona? Oder spielt der Virus nur am Rande eine Rolle? Ja, so ist es: da ist sicherlich irgendwo ein Virus, aber außer auf der Intensivstation geht es nirgendwo um den, sondern für alles andere ist der Virus nur der Stichwortgeber, ein "Thema", etwas, was die Kommunikation anregt. Ich will nicht sagen, er sei sowas wie ein Lebensmittelskandal oder die Fußball-WM - doch gibt es Parallelen.
Es kommt vor, dass Viren Organismen zerstören. Viren tun, was sie tun, ohne sich um die Welt zu kümmern. Massenmedien, die über eine Pandemie berichten, sind etwas anderes. Massenmedien senden, was sie senden, ohne sich um Zellbiologie zu kümmern. Medien geht es um Einschaltquoten und Verweildauer. Medientheorien gibt es en masse - das sollte eigentlich alles bekannt sein. Falls es das je war - wurde es wieder vergessen!? Seit einem Jahr jedenfalls verwechseln zu viele Menschen Fernsehspots mit der Wirklichkeit.
Sprache erzeugt Realität. Wie ist die Sprache, in der über Corona gesprochen wird? Die Sprache der Ausnahmezustände verengt die Welt. Sie blendet Möglichkeiten aus und hinterlässt eine trostlose Welt. Die Welt im Jahr 2020 n.Chr. versteht sich nur aufs biologische Überleben und ist eine Absage an alles, was den Menschen ausmacht: Eine Absage an Kunst, Risiko, Schönheit, an Abenteuer und überschäumende Lebenslust, Sinn und Glück. "Immerhin, wir leben", sagt nun einer; und ich frage: "Was heißt denn Leben?" Die Menschen vegetieren, aber leben sie noch?
Einfältig und schlicht: Leichte Sprache
Die Sprache verödet. Frau Dr. Merkel ist seit Jahren drauf aus, in Leichter Sprache zu sprechen. (Interessant neben der Gesetzesgrundlage sind die Agenten dieser Sprachregelung) Wo es keine Opposition mehr gibt, wird ihr das widerspruchslos abgenommen. Leichte Sprache gehört heute zur Staatsräson.
Die Leichte Sprache ist schon an sich grauenhaft, aber nun ist sie noch gewürzt mit ostentativer Betrübnis und Leid. Wer leidet, hat Recht. Merkel ist leidgequält, also hat sie Recht. Und wer leidet, hat heute die Moral auf seiner Seite. Das ist die perverse Doktrin des evangelischen Deutschlands - und die Bundeskuh trägt das schwerste Joch. Ein Staats-'Oberhaupt', die Bundeskanzlerin äußert sich in der Sprache der Halbdebilen! Das ist ein Angebot: Die Gesellschaft soll sich auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner treffen. Es wird diejenige Gesellschaftsschicht als Maß genommen, die früher Plebs genannt wurde. (später: der vierte Stand in der Ständegesellschaft.) Aber nur ihre höchsten Exemplare geben der Menschheit Ziel und Sinn! Also nein, es geht seit der Corona-Welle nicht mehr um ein 'Angebot', ein Angebot war die Leichte Sprache und die Banalisierung der Welt vor Corona - mittlerweile hat das zwanghafte Züge bekommen.
Abenteuer des Ausdrucks: Rahmung, Struktur und Spannung
"'Rahmenbildung' ist eine der beherrschenden Eigentümlichkeiten des deutschen Satzes; sie zwingt Sprecher wie Schreiber zu fortwährender Auseinandersetzung mit einem Bauprinzip, das auch dem Geübten immer neue Entscheidungen abverlangt. Es handelt sich um die merkwürdige Tatsache, dass im deutschen Aussagehauptsatz das gebeugte (finite, konjugierte) Verb unverrückbar die zweite Stelle unter den Satzgliedern behauptet, alle anderen Bestandteile des Prädikats aber die letzte Stelle einnehmen, dass das Prädikat also einen 'Rahmen' oder eine 'Klammer' um die übrigen Satzteile (außer dem ersten) legt." (Möller, Praktische Stillehre)
Und weiter: "Bei jeder Art der Rahmung entsteht eine inhaltliche Spannung insofern, als erst das letzte Wort den vollen Sinn der Aussage offenbart. Bis zu diesem Zielpol der Erwartung (dem Rahmenpartner) hin muss der gesamte Inhalt des Satzes oder der Fügung vom Hörer (Leser) mitgenommen, 'mitgespeichert' werden ..."
Die sprachliche Rahmenbildung ist eine Herausforderung. Um Sätze zu verstehen, braucht man Konzentration, den Wunsch zu verstehen, und Wachheit. Gerahmte Sätze kosten Kraft. Und was ist der Gewinn? Sie machen Sprache lebendig! Dass die deutsche Sprache eine so vielfältige und nuancenreiche Sprache ist: die Sprache der Dichter und Denker, das ist der Gewinn. Frau Bundeskuh dagegen denkt an die Konsumenten, an das "animal laborans" (Hannah Arendt) und da ist Anstrengung böse. Darum wird Sprache banalisiert. Darum wird die Welt banalisiert.
Leichte Sprache kann einfache Sachverhalte abbilden. Sie ist zu rechtfertigen, wo es um Deskription geht. Also, wie man eine Kaffeemaschine bedient, das lässt sich in Leichter Sprache sagen. Die Dinge sind, wie sie sind. Schalter hier, Tank dort, Wasser rein, usw. Aber was Kants Kategorischer Imperativ bedeutet, das kannst du nicht in dieser Sprache mitteilen. Unmöglich! Du kannst Kants Maxime nur reflektierend verstehen, nicht auf der Dingebene. Es ist unmöglich, in simplifizierender Sprache zu forschen, Möglichkeiten auszuloten, Alternativen zu probieren. Jede Art Spiritualität, Magie, Mystik sind unerreichbar verschlossen, wo so ein Sprachschema die Norm ist.
Das ist das Ungeheuerliche hinter dem Deckmantel von Corona: Es ist nicht nur eine fanatische Pressure-Group, die eine Sprachregelung favorisiert und die Welt öde glatt machen will. Sondern es ist die Regierung des einflussreichsten, mächtigsten europäischen Staates. Diese Regierung hat die Opposition erledigt, die Medien huldigen ihr, die öffentliche Meinung desgleichen. (Vergleiche das mit der Situation im Deutschen Reich vor dem Ersten Weltkrieg; die Befürworter und "Einpeitscher" der Staatsräson sind dieselben).
Zurück zum Thema. Ein Merkmal Leichter Sprache sind möglichst kurze Sätze ohne Nebensätze oder Einschübe. Bloß keine Kommas! Außerdem kein 'Wenn - dann', keine Mutmaßungen. Also auch nix wie
Es schwand erblassend mit des Hahnes Krähn.
Sie sagen, immer, wann die Jahrszeit naht,
Wo man des Heilands Ankunft feiert, singe
Die ganze Nacht durch dieser frühe Vogel;
Dann darf kein Geist umhergehn, sagen sie,
Die Nächte sind gesund, dann trifft kein Stern,
Kein Kobold schweift, noch können Hexen zaubern:
So gnadenvoll und heilig ist die Zeit.
(Hamlet, 1. Akt 1. Szene)
.... sondern sowas wie:
Vor Weihnachten kräht nachts immer der Hahn. Das ist gut.
Warum das gut ist, inwiefern es gut ist und für wen - das bleibt alles außen vor.
Möglichst kurze Sätze ohne Rahmung/ Klammern werden nachfolgend als lineare Sätze bezeichnet. Noch ein Zitat aus der "Praktischen Stillehre": "Lineare Sätze ohne Klammern werden am Schreibtisch bewusst gebaut; sie sind eine künstliche Leistung, keineswegs Merkmal der lebendigen Sprache."
Verfechter der Leichten Sprache verdrehen unsere Welt: sie verwerfen die lebendige Sprache als 'zu kompliziert' und wollen ihr Werkzeug der Verdummung als Erlösung verkaufen. Zu kompliziert? Für wen? Es geht doch da nicht um die tatsächlich geistig Behinderten, die tatsächlich Unvermögenden ... Nein, die Leichte Sprache erfüllt eine weit wichtigere Aufgabe: Sie bringt die fraglose Welt ohne Phantasie und ohne Kritik in die Öffentlichkeit. Leichte Sprache idiotisiert die Gesellschaft. Sie macht die naive Weltsicht von Kleinkindern gesellschaftsfähig. Sie stößt Menschen noch tiefer in die Tunnelrealität, wo Unfähigkeit, Unwissen, regieren. Dort hilft dann der Wohlfahrtsstaat, der alles regelt. Eine Pandemie am Horizont ist wie der Sechser im Politikerlotto, um die Menschen zu entfähigen und dem Staat in die Arme zu treiben.
Sie wollen dir nicht das Leben nehmen, nein. Du sollst es ihnen vor die Füße werfen.
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