Die Links ins Social Web sind weg

Ich habe die Links auf die Sozialseiten entfernt. Das hat verschiedene Gründe. Letztlich läuft es auf die Kosten-Nutzen-Abwägung hinaus. Die ergibt, dass uns das Social Web zuviel kostet und zu wenig bringt.

Die Kosten

Um das Social Web gewinnbringend zu nutzen, muss jeder Veranstalter investieren. Abwechslung und Unterhaltung kosten im Netz vor allem Zeit. Zeit, die ich lieber für anderes einsetze. Weil das schon lange so hin und her geht, ordnen wir unsere Verhältnisse neu. Manchmal ist es besser, nichts zu machen, als etwas halb zu machen.

Die Kultur, bzw. die Umgangsnormen im Netz

Drei basale Verhaltensnormen sind

  • Verständigung - keine Gewalt
  • Ehrung - keine Herabwürdigung
  • Wahrhaftigkeit - keine Täuschung

Das sind Grundanforderungen ans Reden und das Miteinander von Menschen. Wer sie missachtet, verstrickt sich in Selbstwidersprüche. Selbstwidersprüche zerrütten dich, du machst dir das Leben zur Bürde (und anderen auch).

Facebook, Pinterest, Youtube, Twitter haben offensichtlich andere Vorstellungen. Sie geben ein schlechtes Beispiel für den Umgang mit anderen Menschen.

Sich verständigen heißt, wohlgeformte Sätze von sich geben. Sätze sollen klar und möglichst eindeutig sein. Wo nötig, kann man nachfragen. Es werden nicht nur Meinungen ausgetauscht, sondern diese werden begründet. Gute Gründe für einen Standpunkt (Argumente) austauschen, diskutieren, Standpunkte überdenken gehören zur Verständigung dazu. Verständigung ist im Social Web die rare Ausnahme, nicht die Regel. Schon die Frage, was überhaupt das Thema ist, bleibt häufig unklar.

Verständigung heißt auch, dass die Gesprächsteilnehmer gemeinsam entscheiden, wo sie eine zufriedenstellende Klärung (im besten Fall ein Konsens, sonst ein Kompromiss) erreicht haben. Frei fluktuierender Publikumsverkehr macht Verständigung unmöglich.

Viele Kommentare auf Pinterest oder Youtube sind ... na ja, vielleicht originell. Sie können unterhaltsam sein, das ist Geschmackssache. Jemand möchte Aufmerksamkeit, der Kommentar ist seine Bühne, er sucht Applaus, kein Gespräch. Nur ist diese Art Öffentlichkeit eben nicht unser Anliegen.

Ehrendes Verhalten ist selten. Die Sozialseiten haben nur automatische Re-Aktionen auf Herabwürdigungen. Z.B. Filterlisten, Kommentar melden, Account-Sperren usw. Klicks und Follower sind die Kennzahlen. Darum sind Skandale und Aufregung besser als gutes Benehmen. Man muss die Vorherrschaft der Zahl verstehen, aber nicht gutheißen.

Die Verrechtlichung des Umgangs ist überhaupt der falsche Weg, er verdirbt die Sitten. Den Guten ist alles erlaubt. Die anderen sind vogelfrei. Selten kommt man da bis zur Frage nach Wahrhaftigkeit oder Täuschung.

Nur dort, wo diese drei Normen als bindend anerkannt werden, kann man anfangen, Menschlichkeit zu gestalten.

Freude und Lachen

Wer bis hierher gelesen hat, sollte eigentlich verstanden haben, dass ich nicht für ein bigottes Kaffeekränzchen für Problembewusste votiere. Die Alternative lautet nicht: Social Web oder steife Diskussion; nicht: Schrille Sensation oder Bedenkenträger. Die Alternative lautet: Gemeinsame Freude oder Spaß auf Kosten Dritter. Die richtige Freude erfordert Verständigung, Ehrung und Wahrhaftigkeit. Das Lachen über andere verlangt nur eine Assoziation.

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Über den Autor

Interessen: Thelema, Kunst, Gesellschaft. Ich will eine Welt, auf die ich mich freue, wenn ich mir vorstelle, dass ich sie später wieder betrete. Die jetzige taugt mir noch nicht. Der Blog ist ein Teil unserer groß angelegten MultiWelt Verschwörung:
Verführung, Ansteckung mit Phantasie, Austreibung von Stumpfsinn. Mehr darf ich noch nicht sagen :-)