Michael D. Eschner im BILD Interview

Vorwort

Im Januar 2003 meldete sich Herr H. von der Bildzeitung für ein Interview bei Herrn Eschner. Das Ganze stand unter skandalträchtigen Vorzeichen: Kannibalismus, Satanismus, Verbrechen. Die Frage, ob MDE den Termin wahrnimmt oder lieber absagt, wurde in der Thelema Society und mit vielen Freunden diskutiert. Das Ergebnis war, ähnlich wie bei einem früherern Interview, die interviewenden Journalisten selbst zu dokumentieren. Zum einen als Archiv, zum anderen, um selbst Material in der Hand zu haben, das man ggfs. kontrastierend gegen die mediengerecht aufbereitete "story" setzen kann und vielleicht auch, um den beruflichen Überschwang manches Journalisten etwas zu disziplinieren :) So entstand ein Live-Mitschnitt, der abgetippt wurde. Für die vorliegende Fassung wurde das Transkript nur um wenige allzu redundante Passagen und Fragmente aufnahmetechnisch unverständlicher Äußerungen gekürzt.

Tipp für eilige Leser: Lesen Sie bis zur ersten Erwähnung der 17 Klägerinnen, überspringen den Rest und lesen gegen Ende (Kapitel X) die aufhellende Darstellung über die Referentin / Therapeutin vor der SPD Kommission. Der Reporter bestätigt die von Herrn Eschner vermuteten Gemeinsamkeiten. Wenn Sie das gegenwärtig haben, haben Sie den Roten Faden des Interviews und können sich selbst ein medienkritisches Urteil bilden. Alle inhaltlichen Gesprächsabschnitte über Thelema, Ethik, Michael Eschners Werdegang u.a. sind darin eingestreut. Würde man sie aber extrahieren, bliebe vom Geist dieses seltsamen Treffens nichts mehr übrig.

Das Interview

I

Bild: N´ Abend...

MDE: Herr H***!

Bild: ... Herr Eschner!

MDE: Schönen guten Abend!

Bild: Haben Sie abgenommen?

MDE: Ja massig.

Bild: Sie sind die Lebensgefährtin?

MY: ja.

Bild: Mein Name ist H***, ich grüße Sie.

MDE: Nehmen Sie Platz!

Bild: Darf ich?

MDE: Ja sicher.

MY: Möchten Sie einen Kaffee?

Bild: Sehr, sehr gerne.

MY: mit Zucker und Milch?

Bild: Ohne Milch, ohne Zucker, schwarz.

Bild: Darf ich?

MDE: Ja, ja.

Bild: Danke schön...ah.

MDE: Setzen Sie sich.

Bild: Das is ne schöne Wohnung, weil sie viele Aschenbecher hat.

MDE: Noch einer der letzten Raucher.

Bild: Ich habe Sie mir größer vorgestellt.

Vereinsvorsitzender: Die Tür war offen.

Bild: Äh folgendermaßen, mein Fotograf ist mit dabei.

MDE: Ich möchte nicht fotografiert werden.

Bild: Och Mensch...

MDE: Eindeutig nicht.

Bild: Wolln ma das alte scheiß Foto nehmen? Sie kennen das alte scheiß Foto?

MDE: Ich kenne andere. Früher wurden mal viele Fotos von mir gemacht, aber die sind über 10 Jahre alt.

Bild: Da schaun Sie scheiße aus. Sie schaun jetzt besser aus.

MDE: Ja sicher.

Bild: Schlanker...

MDE: (zum Fotografen): Können Sie das lassen?! Beim Fernsehen geht das, da sage ich das, was ich sage, aber mit Journalisten der Printmedien hab ich in der Beziehung halt verdammt schlechte Erfahrungen gemacht. Und dann steht mein Bild neben irgendwas, was ich angeblich gesagt haben soll.

Bild: Meine Absicht ist es unbedingt, ist nicht unbedingt, etwas zu schreiben, es geht mir darum, dass wir vielleicht helfen können...

MDE: Das sagt mir auch jeder, das kenne ich alles.

Bild: Ich heiße nicht K.P.

MDE: Ich glaube Ihnen dass alles. Das Problem ist, wissen Sie, ich bin jetzt seit 20 Jahre mit der Presse beschäftig, und was ich gelernt habe, ist Vorsicht.

Bild: ... mit Ihnen beschäftigt. Die Presse ist mit Ihnen beschäftigt.

MDE: Von mir aus auch das.

Bild: ... aber dass der arme Kerl (gemeint ist der Fotograf) wenigstens im Raum sich aufhaltet, dass er nicht erfriert.

MDE: Wenn er seinen Fotoapparat unten lässt, kein Problem.

Die Bild Zeitung hat sich sehr gewandelt. Ich weiß es sehr genau, weil ich seit 32 Jahren dabei bin.

Bild: Vielen Dank für den Kaffee.

Vereinsvorsitzender: Ist das als Kompromiss verstanden?

MDE: Mir egal, ohne Fotoapparat kann er gerne rein kommen... (zum Bild Reporter): ... aber ich hatte das auch schon, dass ein Journalist gesagt hat, er fotografiert nicht, und dann im weggehen fotografiert er noch schnell. Ich sage Ihnen nur, dass ich das alles erlebt habe.

Bild: Noch haben Sie das Recht am eigenen Bild.

MDE: Nee ich nicht mehr, ich wurde schon belehrt. Ich bin eine Person der Zeitgeschichte, die kein Recht am eigenen Bild hat.

Bild: Wieso?

MDE: Das haben die Gerichte mir erzählt, ich habe solche Klagen hinter mir.

Bild: ... zur damaligen Zeit.

MDE: ... ja.

Bild: ... das ist aber vorbei.

MDE: ... gibt’s nicht mehr?

Bild: Nein... es ist ja nix mehr gewesen seit dem, nichts Relevantes.

MDE: Aber wenn Sie jetzt alte Bilder nehmen können...

Bild: Kann ich nicht. - Wenn ich zum Beispiel berichte über den Prozess in Lüneburg, dann kann ich das.

MDE: Ah ja, d.h. in dem Zusammenhang...

Bild: ... sind Sie verknüpft damit.

MDE: Das heißt, damals war ich eine Person der Zeitgeschichte, heute bin ich das nicht mehr? Das wechselt? Ich dachte, das ist dann immer...

Bild: Nein, nein, nein. Damals waren Sie auf Grund eines öffentlichen Prozesses eine öffentliche Figur.

MY: ach so, in dem Rahmen dann.

MDE: ... nur in dem konkreten Zusammenhang. Jetzt nicht mehr... noch nicht, oder?

Bild: Ich sagte ja Ihnen am Telefon, es wird nicht lang dauern.

MDE: Ja nur die Bild-Zeitung kümmert sich um so was eh nicht. Gegen die hatte ich schon vor 10 Jahren mal geklagt.

Bild: Die Bild Zeitung hat sich sehr gewandelt. Ich weiß es sehr genau, weil ich seit 32 Jahren dabei bin.

MDE: Ich glaub ihnen das alles, das Problem ist nur...

Bild: Sie müssen mir gar nichts glauben, ich glaub Ihnen ja auch nichts.

MDE: Hinterher fällt wieder alles über mich her, weil ich der Presse geglaubt habe.

Bild: Na so naiv sind Sie doch net, Herr Eschner.

MDE: Wie bitte?

Bild: So naiv sind Sie doch nicht Herr Eschner.

MDE: Es ist nicht die Frage, ob ich so naiv bin. Das Problem ist, das halbe Netz und die gesamte Szene fällt über mich her.

Bild: Deswegen bin ich da.

MDE: Ja, und in der Okkultszene haben wir mittlerweile unseren Ruf stark verbessert.

Bild: Z.B. interessiert mich, was ich nicht verstehe, nicht ganz weiß, ist folgendes. Wie hieß damals der Nebenkläger von Frau P. Wie hieß der Nebenkläger, der Anwalt. Hieß der Fröhlich?

II

MDE: Das weiß ich nicht. Keine Ahnung.

Bild: Wissen Sie nicht mehr?

MDE: Kann ich Ihnen nicht sagen, das weiß ich nicht. Das war eine Frau und nicht ein Mann.

Bild: Und Sie wissen nicht, woher die kamen?

MDE: Nein, die kamen irgendwo aus der Frauenhausszene,

Bild: Aus .... vielleicht?

MDE: Das weiß ich nicht. Die macht öfter so Frauenhaussachen und war bekannt dafür, mein Anwalt hatte mir das so gesagt, dass die bekannt ist dafür.

Es geht doch darum, dass Sie vielleicht die nächsten Tage Hilfe brauchen.

Bild: Ich hatte heute Nachmittag das Vergnügen gehabt, die Protokolle zu lesen. Demnach sind Sie ein nicht sehr angenehmer Mensch... wenn das alles so stimmt.

MDE: Ich weiß. Ich lese auch ab und zu mal diese Urteile und frag mich, wen die da beschreiben, denn ich seh mich natürlich nicht so, meine Frau auch nicht.

Bild: Dem habe ich entnommen, dass Sie Erinnerungslücken hatten? Ist das richtig? Also das Urteil das ich gelesen habe so ...

MDE: ... es ist richtig, dass ich gesagt habe, ich kann nicht ausschließen, dass ich mich an Teile nicht erinnern kann. Aber es waren 20 Leute da, und die können nicht alle die gleichen Erinnerungslücken haben... Ich hatte was getrunken. Ich hab’s nicht mehr im Kopf, Flasche Wodka oder so...

Bild: (an einen befreundeten Zeugen) Waren Sie damals auch schon dabei?

D.: Ja.

Bild: Wie ist Ihr Name, wie heißen Sie?

D.: D.

Bild: Müssten wir Ihren Namen kennen? Als direkt Beteiligten, der damals angeblich Vergewaltigung, sind Sie ja als Zeuge aufgeführt.

D.: mit Sicherheit.

Bild: ... sind so viele Namen.

MY: Ist die Katze noch hier drinnen?

MDE: Ne.

Bild: Haben Sie auch Katzen?

MDE: Eine.

Bild: Ich hab drei, sehn Sie.

MDE: Nee drei wären mir zuviel, eine reicht.

Bild: Eine ist so einsam.

Bild: Haben Sie schon mal Mensch gegessen?

MDE: Eigentlich würde ich jetzt am liebsten fragen ob Sie denken, dass ich schwachsinnig bin. Selbst wenn er hätte, darauf würde nur ein Schwachsinniger ja sagen. ... Also erst mal: Klar, nein, hab ich nicht!

Bild: Warum?

MDE: Ganz einfach, weil es strafbar ist.

Bild: Nein, Mensch essen ist nicht strafbar, Mensch töten ist strafbar, Mensch essen nicht.

MDE: Ah ja, ist ja pervers. ... ne aber ich kauf' mein Fleisch beim Fleischer.

Bild: Das kann ja wohl nicht sein, denn man Sieht Sie hier nie einkaufen. Das heißt, Sie lassen einkaufen.

MDE: Ne, wir gehen in Uelzen einkaufen, nicht hier.

Bild: Und warum nicht hier?

MDE: Weil wir hier nicht das kriegen was wir haben wollen. Das heißt, beim Fleischer war ich nebenbei gesagt schon öfter. Das stimmt nicht, dass ich da nicht einkaufen gehe. Bloß die wissen vermutlich nicht, wer ich bin, wir waren beim Fleischer, beim Bäcker, beim Zeitschriften laden, überall...

Bild: Also ich war jetzt im Dorf hier zwei Stunden, ich hab keinen getroffen, der Sie nicht kennt.

MDE: Na dann müssten die doch wissen, dass ich hier auch einkaufen gehe.

Bild: Also ich gebe das jetzt einfach so wieder, als ehrlicher Mensch: dass man Sie nie sieht, dass Sie Ihre Eleven, so wie sich die Leute hier ausgedrückt haben, dass Sie Ihre Fuzzies, Entschuldigung, haben, die einkaufen.

MDE: Also ich kann daraus nur schließen, dass sie mich nicht kennen.

Bild: Doch, doch.

MDE: Naja, aber dann müssten sie doch wissen, dass ich hier einkaufen gehe. Selten ist sicher richtig, nie ist mit Sicherheit falsch.

Bild: Wieso haben Sie so abgenommen?

MDE: Das ist irgendwie so passiert.

Bild: Kein Wodka mehr?

MDE: Doch, doch.

Vorsitzender: Ich habe es dem Fotografen gesagt ... er hat jetzt seine Tasche zum Auto gebracht, und dann wollte ich euch fragen, ob das jetzt so ok ist.

MDE: Ohne versteckte Kamera, ja.

Bild: Ich bin einer auf goodwill Tour heute. Ich muss nicht schreiben...

MDE: Aber wozu machen Sie das?

Bild: Es geht doch darum, dass Sie vielleicht die nächsten Tage Hilfe brauchen. a) wollte ich Sie sehen ...

Fotograf: Guten Tag.

MDE: Ich wollte Sie nicht aussperren, ich wollte nur keinen Fotografen.

Bild: Was ich ja verstehe. Ich mein, Sie abzuschießen ist ne Kleinigkeit. Sie sind ein ehrlicher Mensch, ...

MDE: Ja, man muss nur das schreiben, was die anderen eh kaum geschrieben haben.

Bild: Noch mal ich muss nicht schreiben. Es geht nur darum, in den nächsten Tagen könnte es sein, dass Sie Hilfe brauchen. Einfach weil ich, wie Sie selbst sagen, die Szene gar nicht kenne...

MDE: Ja das hab ich auch gehört, ich hab mich bei anderen Journalisten über Sie erkundigt, da wurde gesagt, in der Szene sind Sie noch nie in Erscheinung getreten.

Bild: Ich weiß sehr wenig über Sie, ich weiß nur, dass Sie aus gut katholischer Familie kommen, so wie ich... dass Sie Hirn haben, einen IQ über 125 haben, der wahrscheinlich meinem weit überlegen ist, und dass Sie in den Augen der Öffentlichkeit jemand sind, der seine Sexualgewohnheiten mit satanischen Riten verbreitet. ... als Alibifunktion benutzt. Und als ich das Gerichtsurteil las, dacht ich mir ganz unverständlich ist das eigentlich nicht, wenn man so urteilt. Es ist nicht meine Urteilsweise, sondern ich kann verstehen dass Leute so urteilen und da wollt ich Sie mal kennen lernen.

MDE: Na ja ich denke bei dem Gerichtsurteil muss man den Prozess selbst erlebt haben, denn was da drin steht, hat relativ wenig damit zu tun. Um nur ein Beispiel zu nehmen, es wurde dann gesagt über Sekte und Weltanschauung reden wir hier nicht, das behandeln wir nicht, und im Urteil steht dann doch was darüber drin. Das ist aber nie in der Verhandlung zur Sprache gekommen! Das sind halt die Dinger, deshalb muss man den Prozess erlebt haben. Meine Anwälte waren zumindest sehr empört über den Prozess.

Bild: Sie gingen aber nicht in Revision. Gingen Sie in Revision? Nein.

MDE: Coch ich ging in Revision... das war mit einem Satz erledigt: "Die Revision ist unbegründet."

Bild: Wie lange waren Sie inhaftiert?

MDE: 6 Jahre.

Bild: Sie kamen doch früher raus.

MDE: 2-3 Monate etwa. Freigänger war ich auch nicht. Ich war im offenen Vollzug, aber Freigänger hat man mir nicht erlaubt, dazu hatte man zuviel Schiss. Entlassen worden bin ich erst 3 Monate vor Strafende und die drei Monate hab ich dann auf 3 Jahre zur Bewährung gekriegt.

III

Bild: Sie haben einen großen Feind in der Journalistenszene, den Fromm. Kennen Sie ihn, haben Sie ihn jemals persönlich getroffen?

MDE: Ja er hat doch einen Film über uns gemacht, er war hier.

Bild: Da waren Sie aber nicht so fotoscheu wie heute.

MDE: Im Fernsehen ist das was anderes, da sag ich das, was ich sage. In den Printmedien macht man ein Bild und ... dann irgendwas, was ich angeblich gesagt habe. Das habe ich zumindest oft genug erlebt. Im Fernsehen hab ich das noch nicht erlebt, dass man mir irgendwelche Sätze in den Mund legte, die ich nicht gesagt habe. Das hab ich oft genug erlebt, und darum mach ich da Unterschiede.

Bild: Sie haben 2 Zeugen, ... Sie haben 3 Zeugen. Ihre Lebensgefährtin scheidet aus, im Streitfall. Sie haben 2 Zeugen, ich habe einen Zeugen.

MDE: Das hilft doch eh alles nix, ich hab das alles hinter mir: diese Klagerei mit der Bild Zeitung, die haben in Hamburg sämtliche Gerichte auf ihrer Seite, zumindest war das damals so.

Bild: Die 24. Pressekammer ist nicht Bild-freundlich, also.

Meine heutigen Wurzeln, wenn man die Wurzeln suchen will, sind in der europäischen Philosophiegeschichte zu finden. Hegel, Kant und in neuerer Zeit Niklas Luhmann.

MDE: Wenn ich mal eine davon kennenlernen würde! Na egal.

Bild: Darum geht’s ja gar net, wir wolln ja gar net streiten. Es geht mir konkret gesagt um diese neuen Vorwürfe, die auf alten Sachen beruhen. Diese 17 Frauen, die jetzt Anzeige erstattet haben.

MDE: In der Bildzeitung stand, 7.

Bild: Das stand in 2 Bereichten, .... gelesen. 17 Frauen und Mädchen im Zusammenhang mit Satanismus, Vergewaltigung, Missbrauch, Gehirnwäsche, was auch bei Ihnen praktiziert worden sein soll, bis hin zur Tötung. Wobei Kannibalismus nicht strafbar ist.

MDE: Ich hab weder was mit Kannibalismus noch mit Tötung zu tun.

Bild: Aber wenn ich heut Nachmittag, im Blitzkursus ein bisschen was gelesen habe... Ich hab ja gelesen, Sie wären oder Sie sind ja die Inkarnation von Herrn Crowley.

MDE: Ja, bilde ich mir zumindest ein.

Bild: Haben Sie irgendwie Anhaltspunkte dafür? Ich muss ja so dumm fragen.

MDE: Das ist eine lange Geschichte. Es fing an mit ein paar Hinweisen im Liber Al, und dann kamen über Meditationen ein paar Verbindungen und Erinnerungen. Die deckten sich mit einigen Sachen, was ich dann hinterher nachgelesen habe.

Bild: Sternenkonstellationen?

MDE: Hab ich nie überprüft, weiß ich nicht. Also alles keine Beweise, aber Dinge, die mich zu der Überzeugung geführt haben, dass ich eine besondere Connection dazu habe.

Bild: Ist dann Ihr Lebensweg ähnlich vorgezeichnet?

MDE: Oh nein, ich verabscheue Crowley, ich glaube nichts von dem, was er geschrieben hat. Ich sage immer, das war ein Leben, wo ich gelernt habe und in diesem auch. So entwickeln sich Menschen, egal ob über Inkarnationen hinweg, oder in einem Leben. Und sicherlich, wie ich angefangen hatte, war er für mich sehr wichtig. Im Laufe der Jahre bin ich zu immer anderen Überzeugungen gekommen als er.

Bild: Sind das eigene Überzeugungen oder sind das auch mit Wurzeln?

MDE: Mein Gott, alle Überzeugungen haben Wurzeln, das kann man sicher immer nachvollziehen. Meine heutigen Wurzeln, wenn man die Wurzeln suchen will, sind in der europäischen Philosophiegeschichte zu finden. Hegel, Kant und in neuerer Zeit Niklas Luhmann.

Bild: Wie passen denn die Saufabende in dieses philosophische Bild?

MDE: Wie passten denn die Symposien in das Bild der philosophischen Griechen?

Bild: Sie mögen es Symposien nennen... aber...

MDE: Nun ich verstehe sie so, und außerdem habe ich überhaupt nichts dagegen, ab und zu ein bisschen angesoffen zu sein.

Bild: Das stört mich auch nicht, da haben Sie recht, nur soll es allen Spaß machen, die so ein Symposion belegen. Ja allen Beteiligten!

MDE: Ja! Da haben wir überhaupt keinen Dissens.

Bild: Und wie kommt es dann zu solchen Vorwürfen, dass Sie ein Vergewaltiger sind, ein Körperverletzer?

MDE: Ja, da haben wir zwei Stück von: Eine Verurteilung wegen Vergewaltigung, und kürzlich eine zu 3000 DM Geldstrafe, allerdings nicht gegen mich. Bloß wissen Sie, das ist eigentlich sehr simpel zu erklären. Zum einen sind wir sicherlich eine Gemeinschaft, die enger miteinander zu tun hat, als Leute, die in einer Firma miteinander arbeiten. Und wenn man von hier weggeht, dann gibt man ja nicht nur eine abstrakte Überzeugung auf, man gibt Freundschaften auf, die lange da waren...

Bild: Ja, aber Sie standen nicht wegen Freundschaften vor Gericht, sondern wegen Vergewaltigung....

MDE: Wenn Sie mich ausreden lassen! Das heißt, das ist ein Phänomen, das man hier sehr oft hat. Im Lauf der Zeit waren es hundert oder mehr Leute, die gegangen sind. Davon sind 2 Leute, die ne Anzeige erstattet haben, wofür jemand verurteilt wurde, einmal davon ich. Wenn man sich anguckt, wie das dann so läuft: Wenn hier jemand sagt, er ist Aussteiger und er geht dann zur Sektenberatung, dann wird er direkt gefragt: Was haben Sie denn da alles so Schreckliches erlebt? Wenn er dann sagt, gar nichts - ich vereinfache jetzt ein bisschen - dann sagt ihm der Therapeut: Oh dann haben Sie also die schrecklichen Dinge verdrängt. Und wenn er dann sagt: 'das glaub ich nicht' und dem Therapeuten sagt, dass der Scheiße erzählt, dann sagt ihm der Therapeut: 'Sie leisten ja Widerstand, dann müssen wir vorsichtig damit umgehen ...' Und was dabei rauskommt, mein Gott, das ist vorhersagbar. Aber zumindest bei einigen hat man damit Erfolg. Und ich bin nicht der Meinung, dass ich jemanden vergewaltigt habe. Ganz klipp und klar.

Und der zweite Fall ist auch ganz simpel. Das war ein Paar, das sich geprügelt hat. Das passiert bei Paaren, auch bei uns. Ja und dann steht im Urteil, der Mann wurde von meiner Frau dazu angestiftet: Mit Worten, Gesten, Blicken - es ist nicht festzustellen, wie. - Na ja, wer so ein Urteil ernst nimmt, da fällt mir nix mehr zu ein.

Den Sinn des Lebens finden wir nicht in irgendeiner Form von Satanismus, und überhaupt nichts was mit dem Christentum zu tun hat, sondern in dem was das Liber Al sagt

Bild: Eine engelhafte Gemeinschaft.

MDE: Bitte?

Bild: Ist ja eine fast engelhafte Gemeinschaft.

MDE: Nein, das habe ich nicht gesagt! Ich habe gerade gesagt, so was kommt bei uns auch mal vor, dass sich Leute in die Haare kriegen. Ich weiß nicht, ob das einem fruchtbaren Gespräch zuträglich ist, wenn Sie mit diesen Unterstellungen ...

Bild: Mmh keine Unterstellung, ich habe so argumentiert, was ich gelesen habe. Ich weiß nur diese Seite.

MDE: Na ja, wenn Sie der Meinung sind, dass "engelhaft" ein sachlicher Beitrag ist...

Bild: Das war nur ein Einwurf.

MDE: Ich will darauf nicht rumreiten.

Bild: Sind Sie Satanist? Wie soll ich Sie denn bezeichnen?

MDE: Das bleibt Ihnen überlassen. Uns als Satanisten zu bezeichnen ist keine Bezeichnung, die wir uns zulegen würden. Das ist eine Unterscheidung, unter der wir uns überhaupt nicht beobachten. Sondern ganz allgemein ausgedrückt, ist es einfach die Frage nach dem Sinn des Lebens, und den finden wir nicht in irgendeiner Form von Satanismus, und überhaupt nichts was mit dem Christentum zu tun hat, sondern in dem was das Liber Al - und das kann man ganz schnell zusammenfassen - in seinen drei Hauptsätzen sagt: (1)Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern.

Bild: Jede?

MDE: Jede ohne Ausnahme. (2)Tu was du willst sei das ganze Gesetz. Und: (3)Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen. - Das sind die drei Hauptaussagen des Liber Al vel Legis, dieser angeblich so satanistischen Schrift. Und das sind sozusagen die Kernsätze, denen wir uns verschworen haben, und auf deren Pfaden wir versuchen langzuwandeln.

Gut, jetzt gibt’s natürlich von der Enquete-Kommission des Bundestages und von den Kirchen eine Definition von Satanismus: Wer nicht auf Gott, sondern auf den Menschen vertraut, ist Satanist. Na ja, wenn Sie diese Definition annehmen wollen, sind wir Satanisten, aber dann ist jeder Atheist auch Satanist, dann wimmelt es nur so davon.

Bild: Wie bezeichnen Sie sich selber, als Kinder der Erde, als Kinder Gottes... wie bezeichnen Sie sich selbst?

MDE: Wir sind keine... sondern mir haben Sie gesagt: Sie sind Neosatanist, weil Sie auf die Kraft des Menschen und nicht auf die Kraft Gottes setzen. Und das find ich eine ziemlich miese Art, Leute als Satanisten abzustempeln.

Bild: Leider ist meine Frage noch nicht beantwortet. Wie bezeichnen Sie sich selbst?

MDE: Als Thelemiten. Wir heißen ja auch "Thelema Society"... Früher hießen wir "Ethos Gemeinschaft Thelema".

Bild: ... (unverständlich)

MDE: Weil ich eine gewisse Schwäche für die Heide hatte und vorher oft meinen Urlaub hier verbracht hatte, und außerdem ... angemessene Entfernung zu Berlin. Damals hatten wir ja noch die Grenze. Und außerdem, weil Bergen ein wunderschöner Ort war... Hier fuhr nie ein Auto durch. Es war ein wunderschöner ruhiger Ort. Jetzt ist es grauenhaft. Ich hab nix dagegen, dass die Wiedervereinigung etc... Es ändert aber nichts daran, dass Bergen aus einem ruhigem Ort zu einem grauenhaften Ort geworden ist, wo ständig nur Lastwagen vorbeifahren, und die ganze schöne Ruhe zum Teufel ist.

Bild: Die anderen sagen es ist grauenhaft, seitdem Sie hier sind, sagen die Leute.

MDE: Ja, es gibt Leute die das sagen, das stimmt. Das komische ist nur, wenn kein Journalist in der Nähe ist, kommt man mit denen eigentlich ganz gut aus.

Bild: Sie haben... Häuser angekauft, Häuser angemietet.

MDE: Häuser angemietet habe ich?

Bild: ...nur was mir gesagt wurde.

MDE: Ich staune immer wieder, ich kauf nicht ein, ich miete Häuser an ... Ich bin immer ganz verdutzt, was ich angeblich alles tue. Wir haben ein Haus, soweit ich weiß, außer diesem hier.

Bild: Wir sind immer auf zwei Seiten angewiesen. Lassen Sie uns noch mal auf diesen aktuellen Fall zu sprechen kommen ... Wir haben bisher zurückhaltend darüber berichtet.

MDE: Wahrscheinlich zu klein.

Bild: Vielleicht kommt das daher, dass es nicht geglaubt wird.

MDE: Also ich muss Ihnen gestehen, ich finde es auch unglaubwürdig.

Bild: Das dacht ich mir, aber mir gab eines dabei zu denken. Es sind 17 Frauen und Mädchen und 7 Frauen und Mädchen haben sich einen Anwalt genommen. Hat ihr nicht behagt, diese Konfrontation gewisser Personen in diesem Zusammenhang, dennoch wäre der Fall ... (unverständlich) ...burg nicht gewesen, Rotenburg, der Kannibale.

MDE: Ach der, der kürzlich ... dieser Schwule.

Bild: Ja der Schwule, der den Penis seines... (unverständlich)

MDE: Jetzt kann ich was damit anfangen.

Bild: Und da gibt es keine Zweifel, das ist so. Wäre dieser Fall nicht gewesen, hätte es niemand geglaubt. ... Dass das zeitgleich zusammentrifft, mag Zufall sein, ich weiß es nicht.

MDE: Ja, ja, da laufen in der Szene die wildesten Verschwörungstheorien.

Bild: Ich kenn die Szene nicht, ich kenne nichts von der Szene, darum bin ich hier.

Ja, ja, da laufen in der Szene die wildesten Verschwörungstheorien.

IV

MDE: Ich hab täglich damit zu tun.

Bild: Ist Ihr Brot.

MDE: In gewisser Sicht richtig.

Bild: In gewisser Sicht sind wir ja Kollegen, denn wir schreiben beide.

MDE: So gesehen ja, deswegen hatte ich gerade ja gesagt.

Bild: Kann man davon gut leben? Ausreichend?

MDE: Man wird nicht reich. Aber mehr brauche ich nicht.

Bild: Aber Sie schreiben es nicht zum Selbstzweck.

MDE: Es ist beides, es ist einerseits eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, und andererseits auch eine Möglichkeit, meine Ideen zu verbreiten. Wenn ich kein Geld damit verdienen würde, würde ich es wahrscheinlich trotzdem machen.

Wir haben mit dem Christentum absolut nichts zu tun. Weder mit der bösen noch mit der guten Seite, gar nichts. Das ist für mich einfach ein völlig überholtes Glaubenssystem.

Bild: Dass Sie ihre Ideen verbreiten, dagegen haben sehr viele Leute was.

MDE: Das glaub ich, aber bisher hat es nicht soviel genützt.

Bild: Wie viele Thelemiten gibt es in Deutschland Ihrer Meinung nach? Sie müssten sie ja alle kennen.

MDE: Kann ich nicht sagen, nicht mal annähernd.

Bild: Ich rede von Thelemiten, nicht von Satanisten.

MDE: Ja von Thelemiten, so hab ich das auch verstanden. Was ich so aus dem Internet schätzen würde, müssen es auf jeden Fall über 5000 sein. Ich hatte mir mal angeguckt bei verschiedenen Seiten, wieviele Leute da registriert sind etc... Also Leute im Netz, die sich Thelemiten verstehen ... Da würde ich so in etwa eine Untergrenze von 5000 setzen. Das habe ich mir mal so ausgerechnet, aber das ist eine sehr unsichere Zahl.

Bild: Was würden Sie schätzen, wieviele Satanisten es gibt in Deutschland?

MDE: Das Problem ist noch viel schlimmer, wissen Sie? Es gibt im Netz ja Satanistenforen, wo also richtig steht: "Für Satanisten". Und da war ich oft genug drin und hab mit den Leuten diskutiert. Und das Problem ist, die treten ganz wild auf als Satanisten, und wenn man mal ein bisschen hinterfragt, weiß ich überhaupt nicht, was an denen Satanist sein soll, und deswegen weiß ich überhaupt nicht, wo ich da die Grenze ziehen soll. Wenn man mich fragt, wie viel Leute gibt es, die sich selbst als Satanisten bezeichnen, dann würde ich wahrscheinlich sagen: ne ganze Menge - aus den Foren, ich kann nur vom Netz reden, ich kenn sonst gar keinen...

Bild: Es müssten mehr sein als Thelemiten.

MDE: Also im Netz nicht, im Netz würde ich eher mal schätzen, was da in den Foren ist, vielleicht auf 1000 oder so. Aber wie gesagt, das sind Leute, die bezeichnen sich als Satanisten, aber das sind oft Leute, die in Satan das gute Prinzip sehen. Die sagen, Gott ist der, der alle vernichtet hat, die Inquisition usw... und dann ist da die Gegenseite, die hat im Paradies ja die Erkenntnis gebracht, also Satan ist der Gute. Na gut, da kann man sagen, jemand ist ein Satanist, aber im Sinne von "ein Satanist ist böse" ist es dann doch kein Satanist.

Bild: Welchen Stellenwert hat Satan denn bei Ihnen?

MDE: Gar keinen. Wir haben mit dem Christentum absolut nichts zu tun. Weder mit der bösen noch mit der guten Seite, gar nichts. Das ist für mich einfach ein völlig überholtes Glaubenssystem. Ich bin katholisch aufgewachsen, klar ich kenne es. ... Gott und Satan, das ist mir ... wie man so sagt am Arsch vorbeigegangen. Die interessieren mich schlicht nicht. Weder die eine noch die andere Seite.

Bild: Obwohl Satan Ihr ... ist, sehe ich das falsch?

MDE: Ich kann mit diesem ganzen Konzept, von irgendwelchen transzendentalen Typen nichts anfangen. Und deswegen kann ich weder mit Gott noch mit Satan was anfangen. Es ist schlicht nicht mein Leben.

Bild: Also kein Glaube in der Beziehung.

MDE: In der Beziehung nicht. Kein Glaube an irgendwas Transzendentes.

Bild: Nur an das Gegenwärtige.

MDE: Ans Immanente, an die Menschen. Daran, dass wir die Welt gestalten, und dass der Mensch Potential hat...

Bild: Und wie erklären Sie sich eine Welt ohne Glauben? Reinkarnation, wie soll das gehen?

MDE: Das hat nichts mit Glauben zu tun, das hat etwas damit zu tun, dass ich meine, dass der Mensch noch ein bisschen mehr ist, als Fleisch und Knochen. Das heißt, er hat eine Psyche oder Seele, aber dazu brauch ich keinen Gott. Das ist für mich auch nix Transzendentes.

Bild: Die aber in gewisser Beziehung ... aus religiöser Sicht nicht sterblich sein muss, sonst geht’s ja nicht. (meint die Seele?)

MDE: Aus meiner Sicht ist sie sterblich.

... (unverständlicher Einwand)

MDE: Die Argumentation würde besagen, weil Menschen sterblich sind ,kann keiner 60 Jahre alt werden. Ich sehe das aber anders: Psychen können sterben, Sie müssen aber nicht sterben. Sie können reinkarnieren, Sie müssen nicht reinkarnieren.

Bild: Wo war Ihre Seele in der Zwischenzeit eigentlich dann?

MDE: Keine Ahnung . Wir nennen es Astralreich. Astralreich ist die Bezeichnung dafür, und es ist als feinstoffliches Reich gedacht, nicht als irgendeine Art Transzendenz, wo Seelen mit einem Astralkörper, wie wir auch hier, mit einem materiellen Körper sind. Aber die Erinnerung geht gewöhnlich mit der Geburt flöten.

Bild: Ist auch ein Glaube!

MDE: Ich hab ja auch nicht gesagt, dass ich nicht glaube, ich habe nur gesagt, ich glaube nicht an Transzendenz. Glauben kann man eh alles, beweisen kann man nix.

Bild: Darf ich noch mal zur jetzigen Kannibalenszene zurückkommen. Sie halten es auch für übertrieben, oder?

MDE: Ich glaub daran nicht so richtig. Ich mein, was ich da gelesen habe: da werden Babys mit Kreissägen zerhackt, und es übersteigt meine Fantasie, dass Leute daran Spaß finden können. Mir kommt das Kotzen, wenn ich so was lese, mir wird schlecht davon.

Bild: War Herr Crowley auch solchen Ritualen abgeneigt?

MDE: Also soweit ich sein Leben kenne, hat er nie Kinder geschlachtet.

Bild: Er hat mal einen Frosch geschlachtet.

MDE: Ich habe seine Biografie gelesen. Und das, na gut, ist das Schlimmste, von dem was ich weiß dass er mal gemacht hatte. Symonds gilt allgemein als relativ seriös, weil Symonds kein Crowley-Anhänger war und von daher denke ich, dass er als Schriftsteller alles was man findet und das was man letztlich für den Kauf des Buches verwerten kann, verwertet hat. Ich habe auch einige andere Biografien gelesen. Was ich nicht gelesen habe, sind Horrorgeschichten, die manche Sektenberatungsstellen herausgebracht haben. Da stehen auch noch andere Sachen drinnen, aber ich weiß echt nicht, wo sie die her haben.

Bild: Zum Beispiel Blutrituale.

MDE: In der Biografie steht davon nix. Was heißt Blutrituale? Dass man eine Tasse Blut getrunken hat, oder was?

Bild: Nein, Blut wird in diesem Symposienkreis gegenseitig getrunken...

MDE: Keine Ahnung. Was mich beeindruckt hatte, war, dass er diesen Frosch geschlachtet hatte, ich würde so was nicht machen, ich finde so was ziemlich blödsinnig. Ich finde es überhaupt idiotisch, Tiere zu töten, wenn es nicht gerade für Nahrung oder so ist.

Bild: Wollen Sie sagen, dass es bei Thelemiten keine Blutrituale gibt?

man kann keine Menschen gegeneinander aufrechnen. Hier 4 Tote gegen da 3 und das eine ist besser als das andere. Das geht schlicht nicht, wenn man Thelema ernst nimmt.

MDE: Also bei uns gibt’s mit absoluter Sicherheit keine, und ich muss Ihnen auch sagen, ich kenne keine Thelemitengruppe, die irgendwelche Blutrituale macht, denn es widerspricht dem Anspruch, den jeder Thelemit an sich zu stellen hat: Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern. ... Und dann kommt im Liber Al der nächste Satz: Jeder ist unendlich, es gibt keinen Unterschied, der Wert jedes Menschen ist unendlich. Das bedeutet, man kann keine Menschen gegeneinander aufrechnen. Hier 4 Tote gegen da 3 und das eine ist besser als das andere. Das geht schlicht nicht, wenn man Thelema ernst nimmt. Dann hat man nicht das geringste Recht, irgendeinen Menschen etwas zuleide zu tun.

Bild: Es klingt jetzt sehr gut, woher kommen dann die Ressentiments gegen Ihre Gruppe?

MDE: Ich tendiere dazu, dass gewisse Stellen, die die Inquisition unter dem Namen "Sektenberatung" wider belebt haben, damit ihre eigenen Interessen verfolgen. Und wir haben ja so unsere Erfahrungen mit den Lügen der Sektenberatungen.

Bild: ...jetzt muss ich urteilen über einen Menschen, den ich nicht kenne, das mach ich nicht sehr gerne ... (unverständlich) ... waren Menschen, die Sie um sich geschaart haben, die nicht sehr in sich gefestigt waren, die Probleme verschiedenster Art hatten, finanzieller, sozialer. Eigentlich ausschließlich, wie ich’s gelesen habe.

MDE: Ich sehe das nicht so. ich weiß dass das so beschrieben wurde. Aber das Gericht hat sich mit den Leuten überhaupt nicht befasst. Es hat Sie 10 Minuten befragt: Was machen Sie, was haben Sie für einen Beruf, wie heißen Sie, haben Sie gesehen, dass die Frau vergewaltigt wurde, nein haben Sie nicht, tschüss. So und was sie darüber hinaus schreiben - ich weiß nicht wo die es her haben. Aus der Gerichtsverhandlung haben Sie es jedenfalls nicht.

Bild: Es ging um Leute, die sozial gescheitert waren, drogenabhängig waren.

MDE: Also Drogenabhängige, davon weiß ich nichts, dass davon was drin steht. Wer soll da drogenabhängig bei uns gewesen sein?

Bild: Der ehemalige Lebensgefährte von der Frau F. zum Beispiel.

MDE: Ja der war nie bei uns ... Das heißt doch, der war hier.

Bild: War länger bei Ihnen.

MDE: Der war bei A.B. mal ne Weile, aber nur 2 Wochen oder so was.

Bild: Ach ja, das hab ich vergessen zu sagen, Sie sollen ein ausgezeichnetes Gedächtnis haben, hab ich ganz vergessen zu sagen.

MDE: Ja das mag durchaus sein, aber ich erinnere mich an Sachen, die mir wichtig sind. Weniger an irgendwelche Leute die vor Jahren mal 3 Wochen hier waren, und die auch nicht in dieser Gruppe hier waren, die waren bei A.B. damals... und der war ein oder zweimal hier. Also wer da nicht die ...geschichte gelesen hat, kann sich mit Sicherheit nicht mehr an ihn erinnern.

D.: Also ich kann mich an ihn überhaupt nicht mehr erinnern.

MDE: Doch, doch der war mal hier, der hat mal hinten an der Terrasse was gemacht; irgendwie zwei mal oder so was. Jedenfalls hier war er mal...

Bild: Gehörte er nicht zum inner Circle oder wie soll ich das verstehen.

MDE: Nö wir haben verschiedene Gruppen, und das war eine andere Gruppe. Die in Warbitz. In Warbitz saßen die damals.

Bild: Und wer koordiniert die Gruppen?

MDE: Keiner.

Bild: Wurschteln die alle für sich selbst oder wie?

V

MDE: Ja wir arbeiten zusammen, wir treffen uns, aber es gibt keine Koordination. Es hat keinen Sinn, hierarchische Strukturen aufzubauen. Was meinen Sie denn, wie der Laden hier überlebt hat, als ich 6 Jahre nicht da war? Weil wir diese hierarchische Struktur nicht haben, und von daher war die Idee des Kopfabschlagens, was das Gericht wollte, ziemlich albern. Jede dieser Gruppen hat vollkommen für sich existiert.

Bild: Mir geht’s gar nicht um Lüneburg, mir geht es konkret - um noch mal darauf zurückzukommen - um diesen Fall, und der ist wirklich brennend. Wenn Frauen behaupten, sie seien vergewaltigt worden, oder mit Zigaretten gequält worden...

MDE: Eine Frau!

Bild: Stimmt nicht. Von einer Frau sind Sie angeklagt worden, andere Zeugen haben das auch gesagt...

MDE: ...dann wundert es mich, dass die mich nicht angezeigt haben.

Bild: Aber das ist nicht der Punkt... nur wenn es wirklich um Mord geht... Warum die Frauen so aussagten interessiert mich nicht, ob es wahr oder nicht wahr ist, kann ich nicht klären, das interessiert mich überhaupt nicht.

MDE: Aber Sie fragen es immer wieder.

Bild: Ich muss mich ein bisschen aufklären lassen. Mich interessieren diese angeblichen oder tatsächlichen Mordfälle, die interessieren mich.

MDE: Ja aber dazu haben Sie ja eh keine Connenctions.

Bild: Sie wissen nicht den Täterkreis, oder ob er existiert?

MDE: Gut so kann man’s nennen. Vielleicht kenn ich Leute die was damit zu tun haben, ich glaube es nur nicht.

Bild: Und ich glaube das in den nächsten Tagen, Täter zumindest uns bekannt werden. Angebliche oder tatsächliche Täter, ich kann’s nicht beurteilen. Und da wär ich sehr dankbar, wenn ich Sie anrufen dürfte.

MDE: Rufen Sie dann mal an.

Bild: Sie werden dann gleich sagen, nein kenn ich nicht, aber...

MDE: Wen ich kenne, das ist eigentlich ziemlich bekannt... weil’s man im Internet nachlesen kann. Das heißt, wenn ich jemanden kenne, werd ich nicht bestreiten, dass ich ihn kenne.

Bild: Es gibt andere Dinge, es gibt Telefon, es gibt Briefe.

MDE: Ja aber wissen Sie, in der Szene kennt jeder jeden, das ist gar nicht zu vermeiden. Gerade durch das Internet, vorher war’s anders, da kannte man mal die Leute, wo man mal hinkam. Seitdem es das Internet gibt, kennt jeder jeden. Man weiß nicht unbedingt den realen Namen, aber ich weiß, der tritt unter den und den Namen auf. Das heißt, natürlich kann es passieren, Sie nennen mir einen realen Namen und ich sage, der sagt mir nichts. Die meisten, nicht alle, aber sehr viele kenn ich nur mit ihren Netznamen.

Bild: Ich hab grad an die alten Fotos von früher gedacht, gibt’s hier im Haus einen Altar oder so was?

MDE: Nein wir haben hier Meditationsräume, also Räume die ein bisschen schall- und lichtgedämpft sind, in denen man meditieren kann.

Bild: Da finden auch die Saufabende statt?

MDE: Nein, das wäre für einen Meditationsraum nicht so günstig.

Bild: Ich mein, ich weiß es nicht.

MDE: Wenn wir einen trinken wollen, dann hier oder nebenan. Ganz normale Räume.

Bild: Es könnte jemand zum Fenster reingucken.

MDE: Von mir aus soll er. Mich stört das Fenster nicht sonderlich. Ich weiß, dass da drüben - man sieht’s ja oft genug - Leute hinterm Fenster stehen mit Ferngläsern. Na und da hat sich dann auch schon mal eine Frau von uns hingestellt, den BH hochgezogen, hat gewackelt und ist gegangen, damit die auch mal was davon haben. Es ist auch gar kein Geheimnis, dass bei Symposien bei uns auch schon mal Geschlechtsverkehr betrieben wird. Bloß es wird halt keiner vergewaltigt, und die Leute machen’s von sich aus, und natürlich kann man hinterher sagen, man wurde vergewaltigt. Aber wissen Sie, ich hab es schlicht nicht nötig.

Bild: Ist kein zwingendes Argument.

MDE: Ne ist es nicht, zwingende Argumente dagegen gibt’s schlicht nicht, was sollte ein zwingendes Argument sein?

Bild: ...Justizopfer, dann sind Sie ein Justizopfer. Was sonst?

Ich wollte nie Kinder nein. Bei dem Leben, das ich führe, bei dem Beruf, den ich habe, kann ich Kindern nicht das bieten, was ich ihnen meiner Meinung nach bieten müsste, wenn ich mir eigene zulege.

MDE: Wissen Sie, Gerichte verkünden Urteile, das ist ihr Job. Und dass bei dieser öffentlichen Stimmung, von der dieser Prozess ausging und bei all denen, die dahinter steckten, bei all den Organisationen, die hinter Jutta standen, die sie bemutterten und betreuten, mit ihr ihre Aussage ein Jahr lang geübt haben... Ich weiß, was geschehen ist.

Bild: Haben Sie Kinder?

MDE: Nein. kein einziges... hoffe ich mal. Zumindest keines, von dem ich weiß.

Bild: ... bei den Symposien könnte es ja möglich sein. Oder hat man inzwischen geschützten Sex? Ich weiß es nicht.

MDE: Mir ist von keinem Kind von mir bekannt.

Bild: Wollten Sie nie Kinder?

MDE: Ich wollte nie Kinder nein, weil mir klar ist, bei dem Leben, das ich führe, bei dem Beruf, den ich habe, kann ich Kindern nicht das bieten, was ich ihnen meiner Meinung nach bieten müsste, wenn ich mir eigene zulege. Und das möchte ich keinem Kind antun.

Bild: Auf der Fahrt über haben wir darüber gesprochen, wenn Sie die Inkarnation Crowleys sind, müssen Sie ja keine Kinder haben, weil Sie ja sich selbst vererben können letztendlich.

MDE: Unter dem Aspekt sehe ich das nicht, und das eine ist mein Leben, und wenn ich Kinder habe, das sind zwar meine Kinder, aber das bin nicht ich. Es sind letztlich eigenständige Menschen, und von daher sehe ich da keinen Zusammenhang. Es ist genetische Fortpflanzung, aber ob ich nun genetisch weiterlebe oder nicht ist mir relativ egal. Mich interessiert, ob ich weiterlebe.

Die Kirchenstrategie mit den Sekten ist nicht aufgegangen, man kann das sehr gut an den Definitionen lesen, die ja auf die Amtskirchen selbst immer verdammt gut gepasst haben. Es klappte nicht mit "die haben die alleinige Wahrheit", auch nicht mit "die haben eine hierarchische Struktur" usw. Passt ja alles perfekt auf die Amtskirchen, und das hat jeder irgendwann gemerkt. Und von daher liegt es wohl in der Natur der Sache, auf Satanismus umzusteigen.

Bild: Wenn Sie jetzt wiedergeboren werden sollten, irgendwann ... Haben Sie in Ihrem jetzigen Leben dafür gesorgt, dass Sie sich zurückerinnern können?

MDE: Sagen wir es so: ich versuche, mir was auszudenken, was vielleicht klappen könnte. Ob es klappt, werde ich dann wissen. Es ist für mich so eine Art Experiment. Woran kann ich mich aus dem Leben erinnern, wie bin ich dahin gekommen? Gedächtnis ist eine schwierige Sache, man hat vielleicht mal was gelesen, vergisst es, denkt dann hinterher, man erinnert sich, ... so einfach ist das ja alles nicht. Daher versuche ich, mir so ein paar Dinge auszudenken, mit denen ich im nächsten Leben noch mehr aus diesem ziehen kann, als ich jetzt aus dem letzten gezogen habe. Crowley war ja sehr gut dokumentiert. Da konnte ich mir angucken, was habe ich damals gemacht? Und konnte das dann gut oder schlecht finden. Anfangs fand ich eine Menge gut, heute finde ich eine ganze Menge Müll. Aber wenn das alles so stimmt, dann würde ich sagen, habe ich mich weiterentwickelt.

Bild: Ich will auf Urteil aus Lüneburg zurückgreifen...

MDE: Ja es ist das Problem, da lese ich etwas über mich und das scheint bei Crowley auch zum großen Teil der Fall zu sein, er ist ja auch zum großen Teil von Pressegeschichten geprägt, seine Geschichte. Er hat ja dann, wenn man das so glauben kann, auch viel Wert darauf gelegt. Er soll zum Beispiel extra einen Sekretär gehabt haben, der dafür sorgte, dass er immer wieder mit miesen Geschichten in die Presse kam.

Bild: In Ihrem früheren Leben waren Sie der Presse mehr zugeneigt.

MDE: Ja offensichtlich, da hat sich die Presse zu wenig um mich gekümmert.

In diesem Leben hat sie sich soviel um mich gekümmert, dass ich... Ich hatte ja jetzt 10 Jahre Pressepause gemacht, und eigentlich war ich nur wieder bereit jetzt, letztlich als Fromm ...

Bild: 2002 ...letztes Jahr.

MDE: ...war ich bereit, ihn zu empfangen, denn als ich noch mit der Presse geredet hatte, waren die Berichte über mich nicht annähernd so schlimm. Und in den letzten Jahren hat sich das dann gesteigert. Ich kann das sehr gut bei unserem Wendländer Blättchen nachvollziehen. Als ich hierher kam, habe ich mit ihnen noch geredet, hab ihnen eine Gegendarstellung geschickt. Das ging eigentlich, sie haben zwar immer mal wieder gestichelt. Aber seitdem ich mit keinem mehr rede und ich mich nicht um die kümmere werden sie, wie soll ich sagen, naja ausufernder..

Bild: Kann es sein, dass das Interesse am Satanismus gestiegen ist?

MDE: Sicherlich, man kann feststellen dass es so einen Umschlag gab. Erst gab’s "Sekte", und dann kam Stück für Stück immer mehr "Satanismus" in die Presse. Von daher denke ich auch, dass eine Veränderung stattgefunden hat. Denn die Kirchenstrategie mit den Sekten ist ja nicht aufgegangen, man kann das sehr gut an den Definitionen lesen, die ja auf die Amtskirchen selbst immer verdammt gut gepasst haben. Es klappte nicht mit "die haben die alleinige Wahrheit", auch nicht mit "die haben eine hierarchische Struktur" usw. Passt ja alles perfekt auf die Amtskirchen, und das hat jeder irgendwann gemerkt. Und von daher liegt es wohl in der Natur der Sache, auf Satanismus umzusteigen. Und außerdem ist die Sekte ja mehr oder weniger ein Selbstläufer geworden. Die fühlen sich wohl mit dem Sektenbegriff.

Bild: "Sekte" ist ja kein strafbarer Vorwurf.

MDE: Na ja, strafbar ist er nicht, sicherlich. Aber was man damit so Menschen antut... Ich möchte kein Journalist in dieser Sektenverunglimpfungsbranche sein.

Bild: Thelemiten sind keine Sekten.

MDE: Das hängt von der Definition ab. Ich würde uns nicht als Sekte bezeichnen, ich würde uns schlicht und einfach als Weltanschauungsgemeinschaft bezeichnen.

Bild: Interessensgemeinschaft?

MDE: Die Enquetekomission des Bundestages hat ja auch festgestellt, dass der Sektenbegriff kritikwürdig ist, und sie hat ihn deshalb nicht verwendet. Und von daher hab ich sehr starke Argumente auf meiner Seite zu sagen, wir sind keine Sekte. Weiß nicht, ob Sie den gelesen haben, den Bericht der Enquete-Kommission.

Bild: Nein. Wie gesagt, ich bin Neukind in der Beziehung.

MDE: Diese Kommission des Bundestages kam halt auch zu der Ansicht, dass man mit diesem Begriff zwar andere Leute niedermachen kann, er aber ansonsten nix besagt und keine andere Funktion hat. Und deshalb haben wir ihn ganz einfach nicht verwendet, und reden von neuen Weltanschauungs- etc. Gemeinschaften. Und das halte ich durchaus für einen faireren Umgang mit der Sache. Denn Sekte ist historisch ja eine Abspaltung einer größeren Religion mal. Wir sind keine Abspaltung von irgendwelchen Christen oder so was. Wir haben mit ihnen gar nichts zu tun.

VI

Das Christentum ist als Sekte des Judentums entstanden. Das ist religionswissenschaftlich eine korrekte Bezeichnung. Uns in diesem Sinne als Sekte zu bezeichnen, ist schlichtweg falsch. Aber natürlich: den ideologischen Kampfbegriff "Sekte" wendet man halt auf die Leute an, über die man entweder sensationell Schlechtes schreiben möchte, oder die man als Konkurrenz sieht. Und die Kirchen haben nun mal Probleme mit Konkurrenz.

Bild: Das ist mir schon klar.

MDE: Man kann vorhersagen, dass Sie noch mehr Probleme damit kriegen werden, denn gegen diese Satanismushetze wächst die Szene endgültig immer mehr zusammen.

Bild: Verfolgte tun sich immer zusammen, das ist halt so.

MDE: Ja, und deshalb können sie gern weiterhaken.

Bild: Wir wollen hier gar nicht haken.

MDE: Ich meine nicht Sie, ich mein die Kirchen. Die Zeitungen haben nur Interesse an ihrem Umsatz. Ich kann das ja alles noch verstehen, ich kann auch die Kirchen verstehen, dass Sie die Konkurrenz...

Bild: Als schreibender Kollege dürfen Sie so etwas nicht sagen.

MDE: Warum nicht?

Bild: Dann müsste ich Ihnen ja auch unterstellen, dass Sie nur Interesse an ihrem Umsatz haben.

MDE: Ja natürlich hab ich Interesse an meinem Umsatz. Nur ich hab nur nicht eine Latte von Angestellten zu bezahlen, und kann deshalb ein bisschen lockerer damit umgehen. Weil, mein Gott, ich hab ungefähr 20 Bücher raus gebracht, und wenn das eine nicht läuft, läuft das andere, leben kann ich davon.

Bild: Sie wollen nicht glauben, dass es stattgefunden hat. Ich hätte es ohne den Vorfall in Rotenburg nicht geglaubt.

MDE: Ja ich kann auch nachvollziehen, dass dieser Vorfall... das hat mich auch zum Nachdenken gebracht.

Bild: Das ist fast zeitgleich mit der anderen Geschichte. Das mag Zufall sein, ich weiß es nicht. Aber wenn ich das eine glaube, kann ich das andere versuchen zu glauben.

MDE: Ich kann’s versuchen zu glauben, ist richtig, aber ich will’s gar nicht glauben. Ich will überhaupt nicht glauben, dass Menschen so drauf sind. Ich weiß, dass ich es nicht ausschließen kann, dass irgendjemand irgendwann ankommt und sagt wir haben einen gefunden. Aber das Problem ist, ich habe selbst so einige Erfahrungen mit der Justiz, was Ihnen ja nicht unbekannt ist, und deswegen glaub ich auch denen so gut wie nichts mehr. Denn ich weiß, wie man so was erzeugt.

Ich hab Leute erlebt, die von solchen therapeutischen Gesprächen zurück kamen, und die mir erzählten, wie es abgelaufen ist. Ich weiß, wie man Vergangenheiten verändert. Vor allem sind ja dann die Fragen, haben Sie dies oder jenes gemacht?, warum haben Sie dies gemacht? Und dann steht da jemand, der sich nicht vorstellen kann, dass, man wenn man Spaß dran hat, mit jemand anderem vögelt. Und dann muss man denen irgendwas erklären, denn man will ja jetzt in diese Gesellschaft rein, man kann ja nicht mehr zurück. Man will da anerkannt werden. Und dann hat man da noch jemanden, der einem erzählt: "Ja Sie haben das verdrängt" und etc - ein Fachmann, ein Psychologe. Ja was macht denn da so ein armer Kerl? Die meisten haben es nicht mitgespielt, aber einige haben es mitgespielt. Und jetzt stellen Sie sich mal vor: die letzte (Aussteigerin), die wird jetzt hier im Wendland alle drei Wochen bei irgendeiner Veranstaltung rumgereicht. Da sitzen 50 Leute vor ihr, sie erzählt, wie sie gelitten hat, und da sind Leute, die mit ihr leiden, die sie bewundern. - (unverständliche Zwischenfrage) - Ja sicher, die wird hier rumgereicht, noch und nöcher.

Bild: Frau F.?

MDE: Nein, die B. Das ist die, die sich mit ihrem Mann geprügelt hat und dann gesagt hat, meine Frau hätte ihn dazu aufgefordert, und wo das Urteil dann feststellte: sie hat ihn dazu aufgefordert. Die wissen zwar nicht, ob mit Wort, Blick oder Handbewegung, aber jedenfalls hat sie es getan. Das Urteil habe ich ins Netz gestellt. B. wird jetzt hier rumgereicht, kriegt ständig Zuspruch, ist der Star auf Veranstaltungen, hat auch von einer Zeitung noch ne Menge Geld gekriegt. Also ich würde sagen, wenn irgendjemand wirklich aus seinem vergessenen Dasein raus will, und endlich mal ein Star sein will, dann tritt hier ein, tritt nach einem Jahr wieder aus, lass dich von den anderen betutteln, geh zu den Zeitungen, ja geh zu was weiß ich... Du kriegst Geld dafür, kriegst ne Arbeitsstelle, kriegst ne Wohnung, kriegst kostenlose Rundumbetreuung und alle drei Wochen einen Auftritt.

Bild: Würden Sie mich auch nehmen?

MDE: Ich entscheide darüber nicht, darüber entscheidet der Verein. Mich können Sie fragen, und ich würde Ihnen sagen, wenden Sie sich an den Vereinsvorstand. Vereinsvorsitzender ist T. Deswegen sitzt er so aufmerksam da und hört zu, damit ich nichts falsch mache.

Bild: T. die Bulldogge unten am Eingang.

Vorsitzender: Es geht um Umgangsformen. Wir haben schon Erlebnisse gehabt, dass Leute von der Presse in das Haus eingebrochen sind, und von daher sind wir ein bisschen skeptisch.

MDE: Das Sat1 Team, die sind hier über die Mauern in die Fenster etc. Die haben vorne, da hatten wir noch nicht die ...Scheiben, gewartet bis irgendeiner die Tür aufmachte, sind dann reingestürmt, haben schnell gefilmt... Da sind wir noch mit dem Anwalt dagegen vorgegangen. Die durften dann die meisten Aufnahmen nicht verwenden. Das sind jedenfalls Erfahrungen die wir gemacht haben. Und von daher muss sich keiner mehr wundern, wenn wir erstmal da vorne jemanden hinstellen der böse guckt.

Vereinsvorsitzender: ich bin eigentlich ganz nett.

MDE: Das ist auch der Grund, warum ich unten nicht ran gehe. Ich mach die Tür auf und stehe im Blitzlichtgewitter, ist mir alles schon passiert.

Bild: Aber das Wort Vereinsvorsitzender ist eine Interpretation, es ist ja kein Verein.

MDE: Nicht eingetragen, aber ansonsten mit Satzung. Wir versuchen gerade, uns eintragen zu lassen, aber ...

Bild: Das schaffen Sie nie.

MDE: Mal gucken.

Bild: Was?

MDE: Wir sind durchaus gewillt bis zur Menschenrechtskommission, bis zum Europäischen Gerichtshof zu gehen.

Bild: Sie haben die Vorgeschichte in Berlin. Niemals schaffen Sie das noch mal.

MDE: Das einzelne einer Religionsgemeinschaft sich strafbar gemacht haben, ist absolut kein Grund, das abzulehnen. Das ist nicht meine Meinung, darüber gibt es Gerichtsentscheidungen. Wir wollen es jedenfalls mal durchfechten. Deutschland hat ja vom amerikanischen Ministerium eine ganz miese Bilanz in Bezug auf Religionsfreiheit gekriegt.

Bild: Wobei Thelemiten keine Religion sind.

MDE: Ja natürlich, was denn sonst? Nach den Definitionen, die die UN Menschenrechtskommission, die EU und alle möglichen... ich kann’s Ihnen gerne raussuchen, alle möglichen internationalen Verträge, denen die Bundesrepublik beigetreten ist ...

Bild: Jetzt kommen Sie garantiert mit Meinungs- und Glaubensfreiheit.

MDE: Ja, und da muss man uns anders angreifen. Als eingetragenen Verein kann man uns nur ablehnen mit dem Vorwurf der Verfassungsfeindlichkeit. Das hat man ja auch getan damals. Das Problem ist nur, wir sind nicht im geringsten verfassungsfeindlich, ganz im Gegenteil.

Bild: Aber ich glaube, das in Berlin hatte noch andere Gründe.

MDE: In Berlin sind wir eingetragen worden, da war es kein Problem.

Bild: Aber auch wieder aufgelöst worden.

MDE: Ne, wir sind nicht aufgelöst worden. Wir haben den Verein einfach nicht weiter benutzt.

Bild: Hab ich so gelesen.

MDE: Ich weiß, ich behaupte auch nur das, was ich da lese. Wir sind aufgelöst worden... Der Verein ist gelöscht worden, weil er nichts getan hat. Man muss da ja jährlich Wahlen und etc. beim Vorstand einreichen. Als wir hier waren, haben wir uns um den Verein nicht mehr gekümmert, und dann ist er irgendwann gelöscht worden, das ist alles. Wir hatten nie eine Auflösungsverfügung oder so etwas. Er ist einfach ganz normal gelöscht worden, weil nichts mehr passierte. Und da sind wir ganz normal eingetragen worden. Nun gut, und jetzt versuchen wir uns hier eintragen zu lassen. Vielleicht haben Sie ja Recht, dass es uns nicht gelingt, aber ich denke eben, das ist grundgesetzwidrig. Das ist nur ein Interesse von Leuten, die keine Konkurrenz wollen. Denn wir sind nicht im geringsten gegen das Grundgesetz.

Bild: Wenn das Ziel des Vereins nicht verfassungswidrig ist, nicht menschenverachtend... dann steht dem nichts entgegen.

MDE: Das ist das Gesetz.

Bild: Wenn der Verein nach den Satzungen dann auch lebt, da hat dann keiner etwas gegen.

MDE: Nein, Moment, das sind wieder zwei verschiedene Dinge. Wegen aller möglichen Dinge kann ein Priester verurteilt werden, und deswegen sagt keiner, die katholische Kirche sei verfassungsfeindlich. Hier geht’s ja um die Lehre, um die Religion. Wenn die verfassungsfeindlich ist, korrekt, bin ich auch der Meinung, aber das ist bei uns nicht der Fall.

Bild: Lassen Sie mich mal notieren...ich mach so was nur ungern.

MDE: Passen Sie mal kurz auf, ich habe hier was vorbereitet.

Bild: Eine Pressemappe?

MDE: Nein, das ist eine normale Selbstdarstellungsmappe von uns. Und ich habe Ihnen noch was Schönes zu geben: Eine Zusammenfassung der Satanismusdiskussion mit Beteiligung von rund 3000 Leuten, die wir im Netz geführt haben. Das ist von allen abgesegnet.

Bild: Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern. Richtig?

Bild zum Fotografen: ...hilf mir doch mal.

Fotograf: Tu was du willst, sei das ganze Gesetz. Liebe ist das Gesetz Liebe unter Willen.

Bild: Was heißt Liebe unter Willen?

MDE: Das heißt, "Tu was du willst ist das ganze Gesetz" ist das Meta-Gesetz, und alle anderen Verse des Als sind unter diesem Gesetz zu. interpretieren. Und dieses ethische Metagesetz wird ausgefüllt durch das inhaltliche Gesetz. Deswegen "... das ganze des Gesetzes...". Wille, weil es das Metagesetz ist, und die inhaltliche Ausfüllung ist dann Liebe. "Liebe unter Willen" stellt halt noch mal klar, dass das Metagesetz 'Tue deinen Willen' darüber steht.

Bild: Wenn ich tue, was ich will, und dabei Interessen anderer verletze, wie ist das?

VII

MDE: Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern. Das heißt, tue was du willst gilt für jeden. Dann passiert es natürlich, dass ich was will, und Sie was anderes wollen. Das heißt, unsere Willen prallen aufeinander, und dann tritt "Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen" in Kraft. Liebe müsste dann auf beiden Seiten da sein.

Bild: Sicherlich... Was, wenn auf der einen Seite Ablehnung ist?

MDE: Man kann... o. k, dann gilt es immer noch für die andere Seite. Wenn ich Thelemit bin, aber selbst wenn wir das mal weglassen, dann kommen wir mit "Tue was du willst sei das ganze Gesetz" zu Kants kategorischem Imperativ:

Behandle jeden Menschen als Zweck und nicht als Mittel. Oder in einer anderen Formulierung: Handle immer so, dass deine Handlung zum allgemeinen Gesetz werden könnte. Wenn "Tue was du willst!" für alle gilt, dann sind wir exakt beim kategorischen Imperativ, bei Immanuel Kant.

Bild: Das wäre ja gleichgeschalteter Wille und das gibt es nicht.

MDE: Das ist kein gleichgeschalteter Wille. Es ist das was wir immer tun müssen, nämlich einen Kompromiss finden.

Bild: ...interpretieren, tue was du willst, aber verletze keinen anderen.

MDE: Das kann man auch so formulieren, aber Kants Ethik ist ja nun lange genug bekannt, und niemand hat bis jetzt gesagt, dass das zu einem gleichgeschalteten Willen führt. Auf die Idee ist bisher außer Ihnen noch niemand gekommen. Dass das schwierig ist, ist sicher richtig, weil Kants Ethik sehr rigoros ist, und da tauchen dann viele praktische Probleme auf, und deswegen denk ich, ist es wichtig, dass da der zweite Satz steht: "Liebe ist das Gesetz ...", denn das ist ja jetzt nicht psychologische Liebe, is ja eine soziale Liebe. Und soziale Liebe heißt im Wesentlichen, versuch mal, den Standpunkt des anderen einzunehmen. Und wenn ich den Standpunkt des anderen einnehme, dann kann ich auch meinen Standpunkt wieder anders sehen. Und wenn ich den Standpunkt des anderen einnehme, sind ja viel mehr Verständigungsoptionen gegeben.

Bild: Sicher, aber das steht so nicht da.

MDE: Ja, das ist das einzige, was man logisch daraus folgern kann. Und das ist, würde ich mal sagen, europäische Philosophiegeschichte, dass man solche Sätze so versteht. Das ist ja nichts was ich mir ausdenke, sondern was man in der Philosophiegeschichte so verfolgen kann.

Jeder hat das Recht auf seinen Willen. Und daraus folgt, dass Willen aufeinanderprallen. Da ich aber nicht das Recht habe, in den Willen des anderen einzugreifen, sondern mein Recht endet an dem des anderen, weil er mir gleichgestellt ist. Deshalb folgen daraus Limitationen, wie sie im Kategorischen Imperativ bei Kant festgelegt sind. Das Willensgesetz allein wäre eine sehr schwierige Art zu leben. Und deswegen mein ich, dass das Folgegesetz - "Liebe ist das Gesetz" - ganz wichtig ist, damit man damit tatsächlich umgehen kann. Das ist die Erfahrung, die man damit machen kann: Wenn man sich auf den Standpunkt des anderen einlässt, sehen die Dinge anders aus - selbst wenn der andere es nicht macht. Dass es dann immer noch konfliktträchtige Situationen gibt, mit denen man dann lernen muss, so gut wie es geht umzugehen, ist sicher auch richtig. Aber bei der komplexen Welt, die wir heute haben, kann Ethik meines Erachtens mehr nicht mehr hergeben. Die muss so offen sein, dass sie auf Beobachtung zweiter Ordnung setzt. Und nicht auf starke Gebote. Damit kann man die Probleme in dieser.

Gesellschaft nicht mehr händeln. Man sieht das auch am Rechtswesen. Die Gesetze werden immer mehr Verfahrensregeln und auch die Richter haben ja Entscheidungsfreiheit: wie interpretiere ich ein Gesetz. Nun und von daher finde ich diese einfache Fassung in der modernen Gesellschaft sehr angemessen. Weil sie letztlich sagt, folge nicht irgendwie sklavisch einem Gebot sondern denke, und das halt ich für eine sehr gut mit dem Grundgesetz kompatible Ethik.

Bild: Aber auch ein Übermaß an Liebe kann natürlich Schaden anrichten.

MDE: Sicherlich.

Bild: Es wird immer einen geben, der mehr liebt.

MDE: Aber das ist doch keine Frage von Konkurrenz, wer liebt wen mehr. Es ist doch nicht an eine psychologische Liebe gedacht, dass ich für den anderen irgendwelche tiefen Gefühle empfinden muss, das ganze Liber Al basiert ja auf einer sozialen Liebe. Es redet von der Gesellschaft. Und eine soziale Liebe, das sagt ja gerade Niklas Luhmann, weiß nicht, ob Sie ihn kennen...

Bild: Nein.

MDE: ...der bekannteste, berühmteste deutsche Soziologe, vor zwei Jahren leider gestorben. Der hatte das auch so analySiert, dass er sagt, Liebe auf der sozialen Ebene ist eine Kommunikationsform, die einfach bedeutet, dass ich mein Handeln am Erleben des anderen orientiere. Dazu muss man kein Gefühl haben.

Bild: Praktisches Beispiel: Unser Fotograf will ein Foto von Ihnen.

MDE: Ja?

Bild: Sie wollen kein Foto von sich machen lassen.

MDE: Richtig.

Bild: Wie wird dieser Konflikt in Liebe gelöst?

MDE: Ganz einfach dadurch, dass ich mich nicht fotografieren lasse.

Bild: Gut, Sie tun was Sie wollen. Er aber auch.

MDE: Ja kann er ja auch tun. Aber wenn er in mein Haus kommt, entscheide ich.

Bild: ...er wird in Liebe gezwungen...naja irgendwann werden Sie das Haus ja verlassen, einkaufen beim Metzger in Uelzen.

MDE: Äh ich glaube nicht, naja vielleicht erwischt er mich im Vorbeifahren, das stört mich nicht sonderlich. Und da Sie ja gerade gesagt haben, dass ich das Recht an meinem Bild habe, kann da ja wohl gar nichts pasSieren.

Bild: Ja hinterher können Sie protestieren, in aller Liebe.

MDE: Ja dieses Beispiel ist auch deshalb schlecht, weil...

Bild: Ich find es sehr gut, wie wollen wir das philosophisch lösen?

MDE: Da ist nix philosophisch zu lösen, denn man muss sich fragen, wo wird Ethik angewendet, und wo wird was anderes angewendet, nämlich die Verhaltensregeln, die die einzelnen sozialen Subsysteme für sich haben. Ein typisches Beispiel, was diesem entspricht: Ich gehe zum Bäcker, ich will Brötchen und er will Geld. Aber ich will ihm kein Geld geben. Das ist keine ethische Frage, sondern es ist eine rechtliche Frage. Es ist rechtlich schlicht geregelt, und was rechtlich geregelt ist, dazu braucht man keine Ethik.

Bild: ???

MDE: Ich kann mich nicht mit meiner Ethik über das Gesetz stellen. Das wäre nämlich wirklich grundgesetzwidrig.

Bild: Aber Sie können das Recht nicht so isoliert betrachten.

MDE: Wieso kann ich das nicht?

Bild: Gut, Sie können es! Tu was du willst, aber...

VIII

MDE: Ich kann nicht sagen, meine Ethik steht über dem Recht, dann wäre es wirklich grundgesetzwidrig, und deshalb werde ich das nicht tun.

Bild: Das würden Sie nie sagen.

MDE: Nein, auch nicht tun. Ich wüsste nicht, wieso ich es tun sollte. Ich halte unser Rechtssystem für relativ akzeptabel. Ich könnte mir sicherlich manches besser vorstellen, z.B. freiere Gesetze für Religionen, und ich könnte mir auch vorstellen, dass man Gerichtsverfahren so gestalten könnte, dass sie nicht ganz so willkürlich sind, aber mein Gott - das sind soziale Entwicklungen. Die machen die Menschen gemeinsam, und so wie sie es gemeinsam machen, ist es für den Evolutionsstand der Gesellschaft richtig, das ist das was geht. Und das find ich völlig korrekt. Mehr als das geht eben nicht.

Bild: Weil Sie das Gericht ansprachen: Diese Erinnerungslücken, die von Ihnen erklärt wurden... Wie können Sie denn ausschließen, dass es nicht zu der Vergewaltigung kam?

MDE: Ich habe doch schon vorhin gesagt, dass ich nicht gesagt habe, 'ich habe Erinnerungslücken', sondern: 'ich kann’s nicht ausschließen'. Das zweite ist, selbst wenn ich sie hätte: Es waren 20 Leute anwesend und dass alle die gleichen Erinnerungslücken haben, ist ausgeschlossen. Ich habe ja andere gefragt: Hast du so etwas erlebt? Habe ich da irgendwas Falsches gemacht? Ich kenne die Gruppe. Wenn hier jemand anfängt, Gewalt gegen jemand anderen anzuwenden, egal ich oder jemand anders, dann hat er genug andere im Nacken, die die Leute auseinander ziehen und sagen: So nicht! Mein Gott wir haben hier Feministinnen bei uns, die würden niemals zugucken... die würde mir irgendwas gegen den Schädel hauen, wenn ich Gewalt gegen eine Frau anwende. Und weil ich das weiß, bin ich mir sicher, dass ich nichts dergleichen gemacht habe. Weiß nicht, was die mit mir anstellen würden, wenn ich es täte. - Wenn Sie mich in den nächsten Tagen anrufen wollen...

Bild: Anrufen werden!

MDE: Dann können Sie sicher sein, dass ich dann den Hörer abnehmen werde, und dann ... Sie können sich mit Sicherheit darauf verlassen, wenn ich - egal wer es ist - überzeugt bin, dass er an so was teilgenommen hat, dann kriegt er von mir keine Rückendeckung.

Bild: Is gut.

MDE: Und ich glaube, da ist sich unser Gruppe auch einig, dass solche Leute irgendwo weggeschlossen werden müssen, obwohl ich eigentlich kein Freund von wegschließen bin, aber so was kann man nicht hinnehmen.

Bild: Aber Sie sagten, Sie glauben es nicht, warum?

MDE: Ich kann’s mir schlicht nicht vorstellen, mir fehlt ganz einfach die Fantasie, dass sich Leute dahin stellen, und wie es in dem einen Bericht hieß, Babys bis auf die Zähne auffressen, oder Babys mit einer Kreissäge zerteilen. Da fehlt mir einfach die Fantasie dafür.

Bild: ...ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich Leute da durchaus hochschaukeln können.

MDE: ...Wenn einer eine Erfolgsstory bringen will, und so dann die Indizien heranziehen...

Bild: Nein, nein, nein in diesem Fall nicht. Wobei das einzige wirklich Seltsame ... wie der Zufall so seine Rolle spielt, dass ... nebenan wohnte. Ich glaube Sie kennen sie.

MDE: Persönlich nicht, aber wir hatten mal Kontakt mit ihr.

Wer?

MDE: ...Ulla. (Anm.: gemeint ist Ulla von Bernus)

Aber die ist doch schon tot.

Die ist schon eine Weile tot, ja.

MDE: Wenn ich mich recht entsinne, hatten wir nur telefonischen Kontakt, oder wie war das damals. Also hier war sie jedenfalls nie. Ich weiß nicht, ob mal einer von uns bei ihr war. Ich glaube die hat damals in Bad Hartzburg gewohnt.

Bild: Richtig. Während ihrer Spielbankzeit.

MDE: Ja, wir hatten damals Kontakt über die AHA gehabt. Anzeigen und so.

Bild: Sie ist im Altenheim gestorben.

MDE: Die soll doch noch zum Schluss christlich geworden sein.

Bild: Das steht Ihnen vielleicht noch bevor, das wissen Sie vielleicht. Man kann’s nicht ausschließen. Wenn Saulus zu Paulus werden kann, warum nicht die andere Variante?

MDE: Vor allem wissen Sie, mich fasziniert die katholische Kirche immer noch. Ich finde sie zwar grauenhaft, aber faszinierend finde ich sie immer noch.

Bild: Ich bin auch in einer Klosterschule aufgewachsen.

MDE: Ah ja, ich kenn so was auch. Da gab es durchaus beeindruckende Persönlichkeiten unter den Priestern und es gibt halt auch andere, sicher.

Bild: Aber ist schon komisch, dass die Frau in Rotenburg, Ulla, wie Sie sie liebevoll nennen, im selben Gehöft gewohnt hat, wobei ich nicht weiß, ob sie mit dem damals sehr jungen "Kannibalen von Rotenburg" Kontakt hatte. Aber es ist schon ein eigentümlicher Zufall, der die Fantasie ungeheuer anregt.

MDE: Ja sicher, kann ich nachvollziehen. Da kann man eine gute Geschichte draus machen, und wer weiß...

Bild: War sie Thelemitin, war Ulla Thelemitin?

MDE: Nein. Ich fand, sie war eine ganz faszinierende Frau, so auf ihre Art. Ich meine die Art wie sie dann da auftrat, und dass sie für Geld Leute umgebracht hatte mit magischen Mitteln, das entsprach nicht so unbedingt meinen Vorstellungen. Aber ich habe diese Geschichten auch nie ernst genommen.

Bild: Andere schon.

MDE: Die Gerichte haben sie nicht ernst genommen. Ich weiß nur, dass die Gerichte gesagt haben, dass das Wahnvorstellungen von ihr sind.

Bild: Die Geschichte kennen Sie doch von Augsburg?

MDE: Welche?

Bild: Eine Frau hat sich an Ulla gewendet, mit der Bitte, ihren Mann tot zu hexen. Ich erzähl kein Märchen. Das ist so. Was ja bekannt war. Und sie hat gesagt, sie kümmert sich darum. Sie hat sich dann auch gekümmert, wie auch immer... Nur der Mann ist eben nicht bei Glatteis tödlich verunglückt, wie sie prophezeit hat, und hat brav weitergelebt. Daraufhin hat diese Frau und der Geliebte den Ehemann umgebracht. Vorauseilend, was sowieso passieren würde, wie sie vor Gericht sagten. Da sieht man also auch, das Hokus Pokus, oder wie Sie das auch bezeichnen wollen, durchaus Unheil anrichten kann.

MDE: Ja, kann es. Deswegen sagte ich ja auch, das ist ein Aspekt. Ich fand Sie ja auch als Mensch irgendwie ein Original. Aber sich dem Teufel verschreiben, wie gesagt, dazu hätte ich eh keine Chance, denn dazu müsste ich an ihn glauben. Und für Geld versprechen, Leute umzubringen, entspricht nicht ganz meiner Vorstellung von einem Leben, was mir was bringen würde.

Bild: Sie war damals verheiratet, als sie in diesen Hof zog, wo auch der Kannibale mit seiner Mutter wohnte. Und die Mutter des Kannibalen hatte Ulla den Mann ausgespannt. Das war keine Story von Bild, ....

MDE: Das hab ich in irgendeiner Zeitung gelesen...dass sie die verflucht hätte oder so was.

Bild: Daraus könnte man schließen dass…

MDE: Das stand irgendwo, ich erinnere mich, ja.

Bild: So schöne Geschichten haben Sie nicht.

MDE: Ne, wir müssen uns mal welche ausdenken.

Bild: Vor allem einen guten Pressechef.

MDE: Oder einen guten Pressechef einstellen, ja. Wir haben sogar Leute hier, die Publizistik studiert haben.

Bild: Sind nicht die besten. Journalismus kann man nicht studieren.

MDE: Ich kann auch nicht sehen, dass uns das hier irgendwelche Vorteile gebracht hätte.

Bild: Ich weiß auch von keinem großen Schreiber der Literatur, der das jemals studiert hätte. Was geisteswissenschaftliches oder nicht... schreiben, das kann man nicht studieren.

MDE: Ja, ist sicher richtig...

Bild: Sie haben auch keinen publizistischen Kursus gemacht, oder?

MDE: Nein. Wie sind Sie da rein gekommen?

Bild: äh...geisterhaft. ... eine kleine Geschichte: meine Mutter war [...]

MDE: Ja da fällt mir auch eine Geschichte ein: eine Salzwedler Journalistin, von der Altmarkzeitung, die auch mal hier war, erzählte, sie träumt davon, auch mal zur Quick zu gehen, und deswegen will sie Sektenexpertin sein, und hat dann so Artikel geschrieben, so in der Annahme, dass man in der Quick solche Artikel schreibt, also jedenfalls ziemlich unmöglich.

Ich hatte die damals noch rein gelassen. Irgendwie war die auch ganz nett gewesen. Na ja, das war eine meiner letzten Erfahrungen mit der Presse, dann hatte ich die Schnauze voll.

Bild: Ist sehr ruhig geworden, seitdem Fromm, vor 1 1/2 Jahren was gemacht hat. Da kamen Sie nicht gut weg bei Herrn Fromm.

MDE: Vor 1 1/2 Jahren? Fromm? das war letztes Jahr.

Bild: Nein!

MDE: Nein? wie lange ist das her? Ein halbes Jahr.

D.: Das war auf alle Fälle vor dem TS Fest. Wir hatten ihn da noch eingeladen, in 4 Wochen ist TS Fest.

MDE: Also eigentlich hab ich mit Herrn Fromm einen ganz guten Kontakt. Wir streiten uns öfter mal. Er hat mir ausführlich erklärt, warum er meinte, dass er getan hat was er konnte.

Bild: Ja?

MDE: Wie auch immer, ich hab schon Schlimmeres erlebt. Das war auch die Stelle, wo das mit den kleinen Kindern aufkam. Da wurde Christiansen [Sektenbeauftragter] die Frage gestellt ob er es für möglich hält, dass in der Szene so etwas passiert, und er meinte, ja er hält es für möglich.

IX

Bild: Da fang das schon an damals, mit Menschenopfern ... das war vor Rotenburg. Diese Geschichten, Horrorgeschichten gibt’s ja schon seit weiß ich nicht wann...

MDE: Aber wenn man einen Sektenbeauftragten fragt, kann man davon ausgehen, dass der ja sagt. Das kann man doch vorhersagen.

Bild: Dass es nicht auszuschließen ist.

MDE: Ja er wird es juristisch sicher richtig formulieren. Er wird nicht sagen, wir haben...

Bild: Nun gibt es 17 Anzeigen.

MDE: Aber gegen wen denn? Sie haben nie sagen können, wer.

Bild: Doch, die Namen sind genannt worden.

MDE: In der Zeitung stand es jedenfalls anders.

Bild: Die Namen sind genannt worden.

MDE: Umso besser!

Bild: Und ich bin überzeugt, dass ohne Rotenburg die Justiz nichts unternommen hätte.

MDE: Das kann ich nicht verstehen. Wenn jemand dahin geht und sagt, dasunddas ist passiert und Namen nennt, muss die Justiz doch den vorladen und verhören.

Bild: Das bringt sehr wenig, das weiß die Justiz auch, wenn der Fall 27 Jahre zurückliegt. 27 Jahre - wie willst du das beweisen?

MDE: Ja gut, dann ist das eh verjährt, oder nicht?

Bild: Mord nicht. Mord verjährt nicht.

MDE: Weil die immer davon redeten, dass die Fälle verjährt sind.

Bild: Ja, sexueller Missbrauch.

MDE: Da bin ich ja mal neugierig wer da dahinter steckt.

Bild: Mich interessieren wirklich nur die Morde. Für alles andere könnte ich noch eine Erklärung finden.

MDE: Also wenn Sie mal diese Paper über Satanismus lesen, ich habe da nur eine dieser Aussagen raus genommen. Daraus geht sehr klar hervor, dass wenn in der Szene irgendwer bekannt wird, der das gemacht hat, dass die ganze Szene den geschlossen jagt. Dafür gibt es absolut kein Verständnis! Nicht das geringste. Man muss das mal einfach sehen: Die ganze Szene versteht sich, egal, ob das stimmt oder nicht, als menschlicher als die Amtskirchen.

Bild: Aber alle Glaubensgemeinschaften neigen zu Extremismus.

MDE: Die "Szene" ist, wie man zu Recht sagt Multi-Okkulti. Die Szene besteht aus sehr, sehr vielen kleinen Gruppen, die deshalb nicht zu Exzessen neigen, weil sie ständig Kontakt haben mit anderen, und die Meinung der anderen, die ihren entgegengesetzt sind, aushalten kann. Es sind Menschen, die in der Lage sind, damit zu leben und damit umzugehen und Freunde zu sein, obwohl das in ihrem Leben eine viel größere Rolle spielt als bei den normalen Kirchensteuerzahlern. Und die haben sich teilweise verdammt in der Wolle. Das geht so: Flamewars, noch und nöcher - und irgendwann dann kapieren sie, dass auf der anderen Seite auch Menschen sind. Und dann fangen sie an, miteinander zu reden. Also ich find das einen ganz schönen Prozess, das zu beobachten.

Bild: Also es gibt genügend Stimmen im Internet, die sagen, ist doch geil ein Kind aufzufressen.

MDE: Also nicht in der Szene, die ich kenne.

Bild: Ich kann ihnen morgen Papier eimerweise zuschicken.

MDE: Das würde mich wirklich mal interessieren. Nicht in der Szene, die ich kenne. In der Szene die ich kenne, würde jeder, der so was sagt, rausgeschmissen und ich möchte sagen gelyncht ... Mich würde interessieren, wo man so was findet.

Bild: Seitenweise, seitenweise!

MDE: Ich hab’s noch nicht gefunden.

Bild: Kinder kommen in ihrer Glaubensgemeinschaft eigentlich wenig vor.

MDE: Was heißt "wenig vor"?

Bild: Ich sehe keine Kinder. Haben Sie Kinder?

MDE: Ich glaube nicht, dass es sehr geschickt wäre der Bild Zeitung Kinder vorzusetzen.

Bild: Nein, nein.

MDE: Ich kann mir schon vorstellen, was für Schlagzeilen es dann gibt. "Man weiß ja nichts Genaues ... aber da laufen Kinder rum! Ist das das Nachwuchsfleisch?" - Ich halte nun mal von der Bildzeitung nicht so wahnsinnig viel.

Bild: Zu unrecht.

MDE: Das mag sein, aber bisher... Nein es stimmt nicht ganz ... Am Anfang meiner Karriere hatte ich sehr, sehr gute Artikel bei der Bild Zeitung. Den ersten, das war so 1970 etwa.

Bild: War das der mit dem schönen Foto, dem halbnackten Mädchen mit den weißen Kerzen?

MDE: Nein, das war später. Der erste war ein guter Artikel, und danach alles Artikel, die mir zumindest neue Kunden einbrachten. Damals hatte ich ja noch Astrologie und etc. gemacht. Das war der R.K. Den fand ich sehr sympathisch, wir hatten einen ganz guten Kontakt zueinander. Der hat sich immer gefreut, wenn er Bilder machen konnte. Dann kam die Zeit, wo die Bildzeitung der Meinung war, ich bin doch nicht so toll, und dann, find ich, sind sie schon ganz gut über mich hergefallen. "Der schwarze Abt" und so - da haben sie schon Fantasie entwickelt.

Bild: Sie sahen früher ja ganz anders aus.

MDE: Ich würde ja auch nicht behaupten, dass die Bild Zeitung alles schlecht macht. Leute verreißen und etc.., das kann diese Zeitung mit Sicherheit. Mir sind so andere Zeitungen, wie die TAZ zum Beispiel, die hat ein wunderschönes 2 Seiten langes Interview gebracht, die sind mir erheblich lieber.

Bild: Das kann ich mir vorstellen. Sind leichter zu handhaben. Natürlich.

MDE: Weiß nicht ob man sagen kann, leichter zu handhaben. Ich denke, sie ist fairer. Weil eine TAZ zum Beispiel das abdruckt, was ich gesagt habe, und die haben ja auch ihre kritischen Anmerkungen dazu gemacht. Aber da kann ich zumindest noch das dazu sagen, was ich sage, während die Bildzeitung, sagen wirs mal freundlich, nur sehr annähernd das wiedergibt, was ich gesagt habe.

Bild: Das kann vielleicht daran liegen, dass die Bild Zeitung mehr guckt, wie die Leute vielleicht leben, oder sich in der Außenwelt präsentieren.

MDE: Ich würde sagen, Sie wollen Umsatz machen und Absatz. Anders können sie ja nicht überleben.

Bild: Nur aus mitleidigen Zwecken. Liebe ist das Gesetz.

MDE: Ja für uns! ... mag ja sein, dass die Bildzeitung uns auch so behandelt, weil wir nicht zurückschlagen.

Bild: Da wäre ich nicht sicher.

MDE: Obwohl wir sind inzwischen auch wieder mehr gewillt, uns gegebenenfalls einen Anwalt zu nehmen. Es bringt einfach nichts, nicht darauf zu reagieren.

Bild: Schon deshalb ... nein nicht nur deshalb würde ich nichts falsches schreiben.

MDE: Ach mein Gott, das interpretiert doch jeder wie er es braucht,

Bild: Ich würde nicht nur darauf vertrauen, was jemand sagt.

MDE: Das würde ich auch nicht unbedingt. Müssen Sie auch gar nicht.

Bild: Vielmehr auf sein Handeln, sein Tun.

MDE: Wissen Sie, mich stört es auch nicht, wenn man schreibt, er wurde verurteilt wegen Vergewaltigung, oder er hat einen schlechten Ruf, oder man sagt das und das. Was mich stört ist, wenn jemand schreibt, ich hätte dasunddas gesagt, und das etwas ist, was ich nie gesagt habe. Das ist schlicht eine Lüge. Und das ist es, was mich stört. Wenn jemand sagt: Ich bin der Meinung, der ist Satanist, na schön. Das zu schreiben, was er sagt, und wie er handelt, ist viel wirkungsvoller. Vorausgesetzt, es sind tatsächlich seine Handlungen. Und dann kann man natürlich so ein Gerichtsurteil nehmen und schreiben: 'Er wurde vor 15 Jahren verurteilt', oder man kann schreiben: 'Er vergewaltigt seine Schülerinnen'. Das ist natürlich inhaltlich ein ziemlicher Unterschied, weil die zweite Schlagzeile sich nicht auf dieses Urteil stützen kann. Und die Bild Zeitung tendiert halt zu letzterer Art.

Bild: Das waren die wilden Zeiten von Eschner und die wilden Zeiten von Bild.

MDE: Warum sagt mir jeder Journalist, dass seine Zeitung oder sein Sender jetzt viel besser geworden ist? Und dann ist es das gleiche, was ich vor 15 Jahren gelesen habe.

Bild: Vorsicht, ...

MDE: Ich warte es einfach ab. Ich hab solche Gespräche schon so oft geführt.

Bild: Ich weiß, ich bin sehr ungeübt darin.

MDE: Nein, dass Sie das professionell machen, kriege ich schon mit. Ich. hab auch mitgekriegt, was Sie am Telefon so hinterrücks immer rüber geschoben haben. Mit der Staatsanwaltschaft etc., mir ist das alles nicht neu.

Bild: Die kommt noch. Das ist völlig klar.

MDE: Abwarten.

Bild: Absolut sicher.

MDE: Ehrlich gesagt, wenn Sie sich so sicher wären, dann hätten Sie nicht bis Dienstag mit dem Termin gewartet, dann könnte ich ja schon weg sein. Ich glaube auch nicht, dass das sicher ist, und wissen Sie warum? Dieses Haus hier, ich kann das gar nicht zählen, wie oft es schon von oben bis unten durchsucht worden ist...

Bild: Es muss keine Durchsuchung sein, es kann...

MDE: Das heißt, die Staatsanwaltschaft weiß ganz genau, dass man hier kein Blut finden kann, keine Kinder verschwunden sind... und das wissen die seit der ersten Durchsuchung in Berlin, also mindestens 20 Jahren, und vor 27 Jahren war ich zu jung. Also.

Bild: Man wird Sie fragen, ob Sie betreffende Herren kennen.

MDE: Das ist durchaus möglich, sicher. Aber dass die ernsthaft davon ausgehen, dass wir Kinder abschlachten, glaub ich ehrlich gesagt nicht. Ich mein, man kann’s nie wissen.

Bild: Man kann’s nie wissen, da haben Sie völlig recht,

MDE: Aber, sicher, dass Sie zur Informationszwecken kommen, weil Sie vielleicht denken, ich hätte Kontakte zu diesen Bereichen der Szene, das kann ich mir schon vorstellen, vor allem da unser Staatsanwalt davon überzeugt ist, dass ich der Satan persönlich bin.

D.: Wieso jetzt vor 27 Jahren?

MDE: Na ja, ich hatte das so mitgekriegt, dass da ein Mord 27 Jahre zurückliegt.

X

Bild: Einer soll 27 Jahre zurückliegen, andere kürzer. Der älteste 27 Jahre. Wobei der Missbrauch dieser Kinder, wie er geschildert wurde, in jüngster Zeit geschehen sei.

MDE: Ich frage mich eh, wie will man so was noch aufklären? 27 Jahre.

Bild: Haben Sie die Sendung nicht gesehen?

MDE: Nein. Ich habe keinen Fernseher, ich guck nicht fern. Ich habe, als ich das hörte von Ihnen - ich hab’s auch in der Zeitung gelesen - im Internet geguckt und gesehen, dass Fromm den Bericht gemacht hat. Ich habe bei ihm dann nochmals nachgefragt. Ich hatte ihn auch nach Ihnen gefragt.

Bild: Er schildert da ein 5jähriges Mädchen, das wirklich weinend in sehr kindlichen Worten geschildert hat, was ihm und ihrer Freundin passiert ist.

MDE: Das war irgendwo in Trier oder so.

Bild: Ja, ich weiß nicht, ob Sie sich damit befasst haben, große Kindermissbrauchswelle in Worms damals. Alles voll, die ganze Zeitung. Viele Familien, über 200 Beteiligte, die ihre Kinder missbraucht haben sollen, gegenseitig. Und es war nichts dran, es war eine Hysterie ... einfach eine Lawine.

MDE: Ja, ja, ich weiß, in England gab’s solche Fälle.

Bild: Hysteriefälle gibt’s noch und noch. Und es könnte sein, dass ... Da ist ein Altersunterschied, da sind Frauen über 40 bis Kinder mit 5 Jahren.

MDE: Na ja, die haben alle die gleiche Therapeutin, hm.

Bild: Sagen Sie, ich weiß es nicht.

MDE: Wissen Sie, dem ganzen ging ja was voraus. Ich meine klar, als wir mit Fromm geredet haben, kann sein er wusste das alles noch nicht. Jedenfalls im Sommer letzten Jahres gab es eine Sitzung von einer Kommission der SPD Bundestagsfraktion über Sekten. Und da war unter anderem eine Frau als Referentin geladen, die solche Storys erzählte, dass sie Kinder da hatte, die eben diese Bilder machen, so wie sie dann in der Zeitung waren,..

Bild: Frau B. heißt die, eine ehemalige SPD Bundestagsabgeordnete.

MDE: Und ich denke, dass Fromm da erst davon erfahren hatte...

Bild: Ja!

MDE: ... und nicht seit zwei Jahren ermittelt, wie er erzählte. Na ja, er bewegt sich seit zwei Jahren in der Szene, wegen was auch immer, aber jedenfalls war da ziemlich klar, dass er nichts davon wusste. Und als sie das der Kommission vortrug, denke ich, da hat er das aufgenommen. Es scheinen, wenn ich das richtig mitbekomme, alles Patientinnen dieser Therapeutin zu sein.

Bild: Richtig.

MDE: Und da ich mittlerweile weiß, wie man solche Erinnerungen erzeugt, und zwar so, dass die Leute dran glauben, und da hab ich also doch noch erhebliche Zweifel.

Bild: Wir hatten die auch, waren immer sehr vorsichtig eingestellt und sehr zurückhaltend – also vom Platz her – was für uns heißt, nicht sehr umfangreich, auch nicht auf Seite 1 zu berichten, was eigentlich zwingend notwendig wäre, wenn man wirklich dran glaubt.

MDE: Ich hab’s gesehen, im Netz waren die sehr klein die Berichte, da hatte ich mich gewundert.

Bild: Wenn man mir den Fall Rotenburg am Telefon exklusiv angeboten hätte, hätte ich gesagt, der spinnt.

MDE: Ich auch.

Bild: Ich hätte einfach nicht geglaubt, Kannibalismus hätte ich mir vielleicht noch vorstellen können, aber dass sich jemand freiwillig verspeisen lässt!! Das hätte ich nicht geglaubt.

MDE: Also wenn das stimmt, so wie es da beschrieben wurde, dass da wirklich Ärzte, Gynäkologen, Kinderärzte darin verwickelt sind, und wie dieser Spinner, na wie heißt er, Guido... die dieses komische Buch geschrieben haben, sind so zwei Brüder... Der soll jedenfalls auch in der Sendung aufgetreten sein, und hatte darin formuliert, dass das bis in die höchsten Spitzen der Gesellschaft geht. Wenn das wirklich so sein sollte, das wäre ja wirklich ein Bild unserer Gesellschaft, na ja...

Bild: Denken Sie an Detroux an Belgien.

MDE: Das ist richtig,

Bild: Missbrauch von Kindern ist das schrecklichste, aber noch schrecklicher ist es, ein Kind zu ermorden.

MDE: Da fällt mir ein, ich hatte in der Zeitung gelesen, dass es weltweit jährlich eine Million Verkehrstote gibt, davon 250.000 Kinder.

Bild: Was sagt uns dieses?

MDE: Ohne jetzt das Schreckliche eine Kindermordes damit relativieren zu wollen: Mir sagt das, dass unsere Gesellschaft diese Menge an toten Kindern schlicht in Kauf nimmt, wenn es um ihr Auto geht.

Bild: Soweit ich den letzten Bericht über Sie in Erinnerung habe, standen da zwei Autos in Ihrem Hof.

MDE: Ja, aber ich fahre nur ein halbes.

Bild: Wer fährt das andere? Ein silberner und ein Jeep.

MDE: Hier stehen öfter mal Autos von Leuten. Ich hab keine Ahnung, ah, Elenas Auto stand da mal rum.

Bild: Aber wenn Sie nach Uelzen wollen, brauchen Sie auch ein Auto.

MDE: Ich sagte ja, ich fahre ein halbes Auto. Das heißt, ich teile mir ein Auto mit jemandem – ja, ich fahre auch! (lacht) Ich denke nur trotzdem manchmal darüber nach, wie da die Relation ist: Da ein Kind, dort 250.000. Wenn man dann noch überlegt, dass über zwei Millionen Kinder jährlich an Kriegsfolgen sterben, wenn man dann noch die Verhungernden dazunimmt, dann frag ich mich, ob diese Aufregung um diesen Kindermord nicht zu 90 Prozent Heuchelei ist. – Wie gesagt, ohne das Schreckliche von dem Kindermord in Abrede stellen oder relativieren zu wollen, das will ich damit nicht.

Bild: Ich glaube, das Schreckliche liegt in der Absicht desjenigen, der das Kind tötet. Das ist das Schreckliche.

MDE: Ist es nicht viel schrecklicher, wenn man’s fahrlässig macht?

Bild: Dann war es vielleicht nicht vermeidbar. Aus der jeweiligen Situation heraus. Wenn wir mal die verhungernden Kinder außen vor lassen, da kann sehr wohl ein Interesse dahinter stecken. Aber wer ein Kind tötet...

MDE: Aber wenn Sie ein Kind haben ...

Bild: ...in der Absicht, einem Kind das Leben zu nehmen zu meinem eigenen Lustempfinden.

MDE: ... da haben wir keinen Dissens darüber. Ich frag mich nur, wenn Sie ein Kind haben, würde es für Sie wirkliche einen Unterschied machen, ob es einer ermordet, ob es überfahren wird oder ob es verhungert?

Bild: Ja! Ja, fragen Sie die Mutter. (...)

MDE: Ist das wirklich ein Unterschied, wenn mein Kind tot ist, absichtlich oder unabsichtlich? Mein Vater ist unabsichtlich überfahren worden. Es ist für denjenigen der es macht, bestimmt ein Unterschied, ob er es absichtlich oder unabsichtlich macht. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es für mich einen Unterschied macht, ob ich es fahrlässig mache. Einen Menschen fahrlässig umbringen, ich meine wie gesagt, mein Vater ist fahrlässig überfahren worden, seit dem hab ich dazu meine eigene Meinung und Vorstellung. Ich weiß, was damals in unserer Familie los war und wie ich das empfunden habe. Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, fahrlässig Leute umzubringen.

Bild: Ist es so, dass es von Ihrem ethischen Standpunkt aus wurscht wäre, ob es fahrlässig oder absichtlich getötet wird?

MDE: Der ethische Standpunkt ist für den Täter wichtig, nicht für mich. Ich erleide den Verlust, was nützt mir da Ethik? Wenn ich es tue, dann ist es etwas anderes.

Bild: Das glaub ich schon, tiefer aus ethischer Qualität.

MDE: Wenn man es tut ja, aber nicht wenn ich derjenige bin, dessen Vater stirbt, da ist für mich die Ethik völlig egal. Für den der es tut, ist es sicherlich anders.

(gekürzt)

Bild: Warum haben Sie sich die Haare schneiden lassen?

MDE: Weil es mir irgendwann auf den Keks ging, und mit meinen drei Haaren sah das irgendwann albern aus. Und jetzt schneide ich mir alle halbe Jahre eine Glatze und hab die nächsten sechs Monate Ruhe.

Bild: Das sah früher entsetzlich aus, das muss ich wirklich mal sagen.

MDE: Der eine sagt, früher hast du viel besser ausgesehen mit deinem Bart, mein Gott! Meine Mutter sagt, jetzt siehst du viel besser aus. Das ist alles Geschmackssache.

Bild: Ich muss ehrlich sagen, ich war echt erstaunt...

MDE: ...so nen adretten jungen Mann zu finden?

Bild: Ja, abgemagert schon fast.

MY: Na ja ...

Bild: Sie kennen doch die Fotos auch von früher? Oder?

MDE: Nein, nicht nur die Fotos.

Bild: Wie lange sind Sie beide schon zusammen, wenn ich fragen darf?

MDE: 12 Jahre.

Bild: Wie war Ihr Vorname?

MY: M.

Bild: Ich glaube, der ist auch schon aufgetaucht. Kann das sein?

MDE: Vermutlich war sie auch Zeugin.

Bild: Wie lösen wir das Fotoproblem?

MDE: Zitieren Sie liebevoll meine Entscheidung. Das ist nicht verhandlungsfähig.

Bild: Gibt’s dafür Vernunftgründe?

MDE: Ja, hatte ich doch erläutert.

Bild: Ich will’s nicht als Bauernfängerei ausgelegt wissen. Es würde auch nicht durchgehen, sollte es dazu kommen, dass wir etwas schreiben. Bis jetzt hab ich keinen Anlass dazu. Aber dann würde man notgedrungen, würde die Redaktion auf das Bildmaterial zurückgreifen, was sie hat.

MDE: Dann müssen Sie das tun. Aber ich habe einfach keinen Bock drauf, quer durch Uelzen zu laufen, und jeder quatscht mich an, ach ich habe doch ein Bild von dir in der Zeitung gesehen ...

Bild: Es wäre einfacher, wir könnten das Foto machen.

MDE: Wissen Sie, es ist ganz einfach. Sie machen ein Foto, und dann steht irgendwas Abartiges neben dem Foto oder ich mach kein Foto, na gut, und dann steht da, warum lässt er sich wohl nicht fotografieren. Das ist gehupft wie gesprungen. Dann überlege ich mir, was ist für mich besser, und dann weiß ich, kein Foto ist mir lieber.

Bild zu Fotografen: Hast du ein Argument dagegen?

MDE: Es ist ganz einfach. Mit dem was ich gewohnt bin, was die Presse über mich schreibt, und einem Foto daneben, bin ich auf der Straße schlicht nicht mehr sicher. Ich kenne das von früher, wo mich Leute auf der Straße angewichst haben. Deswegen bin ich darauf nicht mehr scharf. Es ist im Fernsehen was anderes, da kann ich selbst reden. Da komme ich nicht so gemein rüber, wie mit einem Foto, und dem was dann daneben steht.

(gekürzt)

XI

Bild: Wissen Sie, was nicht in der Zeitung steht über den Fall? Ich hab da ein Gefühl.

MDE: Und das ist?

Bild: Mich stört es, dass es 17 Frauen sind, das stört so mein ästethisches Empfinden.

MDE: Sie haben so einen leisen Zweifel?

Bild: Andererseits sind die Aussagen so wuchtig.

MDE: Beschäftigen Sie sich mal damit, was Therapie mit Leuten machen kann. Dann verstehen Sie, dass das alles überzeugend, mit Schaum vor dem Mund und allem, rüberkommen kann.

Bild: Ich beschäftige mich mit dem, was die Justiz Ihnen vorwirft, was Sie in dieser Beziehung geleistet haben. Das war sehr beeindruckend, sehr überzeugend. Ekeltraining, Gruppenzwang, ist der stärkste Zwang überhaupt.

MDE: Das Problem ist nur, dass sie außer den Beschuldigenden niemanden haben, der das bestätigt hat.

Bild: Doch die anderen auch.

MDE: Ich war dabei. Das Gericht hat Feuer geschnorrt und war stocksauer, dass sie keinen Zeugen gefunden habe, der die Vorwürfe, dass ich da Gewalt angewandt habe, bestätigt hatte.

Bild: Gruppenzwang!

MDE: Was ist Gruppenzwang? In jeder Gruppe ist Gruppenzwang. Die Frage ist , wo man die Grenze zieht. Was ist da Zwang? Auch bei der Bildzeitung können Sie nicht tun, was Sie wollen, sondern müssen sich in einem bestimmten Ton, in einem bestimmten Umgehen, in bestimmte Regeln anpassen. Na ja sicher ,das ist hier auch so.

Bild: Ich glaube nicht, dass ich bei Ihnen gut aufgehoben wäre.

MDE: Möglicherweise würden Sie sich fürchterlich wundern, wie gut doch.

Bild: Allenfalls am Sonnabend aber sonst? Sonst eigentlich nicht.

MDE: Vermutlich tatsächlich nicht. Und zwar deshalb, weil wir etwas zu beschaulich leben, und Sie vermutlich eher ein aktiveres Leben bevorzugen. Wir lesen gerne, wir diskutieren gerne, wir meditieren gerne.

Bild: Ich lese gern, diskutiere gerne trinke gern Wodka, aber auch Cognac.

MDE: Können wir auch mal, ich vertrag nur Wodka besser…

Bild: Trinken Sie noch soviel, wie Sie damals gesagt haben?

MDE: Man wird älter.

Bild: Wem sagen Sie das?

MDE: Die Menge, wo man sich früher dreimal geschüttelt hat am nächsten Tag und wieder da war, die merkt man jetzt drei Tage lang, und das führt dann schon dazu, dass man zurückhaltender wird. Auch ich.

Bild: Sie sind schlanker geworden. Oder treiben Sie Sport?

MDE: Die letzten 10 Jahre nicht.

MY: Hast ja zwischendurch auch mal…

MDE: Naja, das kann man nicht ernsthaft Sport nennen.

Bild: Was macht er denn? Außer auf der faulen Haut oder sonst wo liegen.

MY: Lesen, studieren, schreiben.

Bild: Und Leute beeinflussen, nicht?

Vorsitzender: Das können Sie ja mal uns fragen, ob wir uns wirklich so beeinflusst fühlen.

Bild: Wenn Sie beeinflusst sind, würden Sie nie das Gegenteil sagen.

MDE: (an Vorsitzenden) Das ist ja das Teuflische, du merkst es nicht mal! Und damit wird diese Aussage selbstimmunisierend. Die Wahrheit ist dann: Du verdrängst!

Vorsitzender: Ich bin das arme Opfer ...

MDE: Das ist ein vollkommen selbstimmunisierendes Spiel, du kannst überhaupt nichts dagegen sagen. Denn es ist vollkommen egal was du sagst, es ist nur der Ausdruck der Beeinflussung.

Bild: Im innersten Herzen waren Sie voll und ganz dafür, dass sich Herr E. fotografieren lässt, aber Sie bekamen den Befehl, sich nicht fotografieren zu lassen. Also wenn ich der Vereinsvorsitzende wäre, würde ich sagen, Junge du hast dich fotografieren zu lassen. ... ich glaub nicht, dass so etwas auf Befehlsebene funktioniert.

MDE: Das funktioniert viel subtiler.

Vorsitzender: Er guckt mich an, und dann ... weiß ich ...

Bild: Ja natürlich! Sonst würde eine Gemeinschaft nicht funktionieren. Ich kenne keine Gemeinschaft die von jeder Person kategorisch besetzt ist, also wo jede Person gleichberechtigt ist. Das würde nicht funktionieren. Das würde niemals funktionieren.

MDE: Er ist ja auch der Vorsitzende, und das ist völlig korrekt. Er steht über den anderen.

Bild: Wann werd ich denn Ipsissimus?

MDE: Bei uns wird nie jemand Ipsissimus. Wir haben so eine Hierarchie nicht.

Bild: Auch keinen Zelator?

MDE: Nein, alles nicht, wir hatten das alles mal vor vielen Jahren.

Bild: Das gab’s noch.

MDE: Ja das gab’s alles mal. Wir haben das alles abgeschafft. Weil das alles nur blöde Statusspiele sind: "ich bin höher als du"...

Bild: Hat aber funktioniert.

MDE: Meines Erachtens nicht.

Bild: Wieso ausgerechnet Ipsissimus?

MDE: Ist der höchste Gott nehme ich an. Ich habe mich nie als Ipsissimus bezeichnet.

Bild: Nein, das hab ich auch nicht behauptet.

MDE: Aber der Ipsissimus ist halt im A.A. System der höchste Grad, der vollkommen Erleuchtete. Und da wir hier auch nicht mit dem Konzept der Erleuchtung arbeiten, weil das nämlich auch eine miese Sache ist, um Macht über andere zu gewinnen, denn der Erleuchtete weiß ja alles. Nun dem kann man nicht widersprechen.

Bild: Kennen Sie außer sich auch noch jemanden, der wiedergeboren wurde?

MDE: Wir haben hier auch Leute, die sich an vergangene Leben erinnern. Ja. Keine so exklusiven wie ich, die anderen sind nur Kleopatra oder so was.

Bild: Ich halte das für bedenklich.

MDE: Ich find das nicht bedenklich. Wissen Sie, jeder ist für seine Vergangenheit selbst verantwortlich. Und wenn jemand gerne Kleopatra gewesen sein möchte, oder wenn jemand gerne A. Crowley gewesen sein möchte, dann soll er’s doch tun. Ich kenn mindestens 16 Inkarnationen von Aleister Crowley, und wissen Sie was? Die streiten sich alle darüber , wer die wahre ist, und ich freu mich über jeden, den ich kennen lerne.

Bild: Hoffentlich enden Sie nicht alle so wie Crowley.

MDE: Das werden Sie auch nicht. Das kennt man ja inzwischen von mir, wenn wieder mal jemand kommt und sagt: Du Betrüger, ich bin der Wahre. Dann sag ich: Hallo! Willkommen im Club. Wieso soll nicht Kleopatra 100 mal reinkarnieren heutzutage? Ich wüsste nicht, was dagegen spricht?! Warum soll es nicht Crowley x mal geben.

Bild: Ich persönlich hätte ja auch nichts dagegen, nur das Problem ist die Beweisführung.

MDE: Wissen Sie, für mich ist das kein Problem. Wer es glaubt, der glaubt es und wer nicht, der lässt es. Man kann so was nicht beweisen, was kann man überhaupt beweisen? Die Kirchen können nichts beweisen…

Bild: . .wenig, ja.

MDE: Die Wissenschaftstheorie kriegt auch immer mehr Probleme, die Philosophie kann seit 2000 Jahren nichts beweisen, wen interessieren Beweise? Das Interessante ist ob es Spaß macht.

Bild: Macht es Spaß?

MDE: Ja sicher. Sonst würde ich’s doch nicht tun. Und wenn’s Spaß macht, dann interessieren mich doch Beweise nicht. Oder Begründungen.

Bild: Also mir würde es keinen Spaß machen, wenn ich nach Uelzen zum Metzger gehe, und Angst haben müsste, dass jemand sagt da kommt die „Sau“. Mir würde das keinen Spaß machen.

MDE: Das macht mir auch keinen Spaß, aber mein Gott ich bin nicht zur Presse gegangen und habe gesagt: stellt mich mal als Sau dar. Damit muss ich halt leben. Es ist ein Teil, der keinen Spaß macht, aber letztlich muss man alles gegeneinander abwägen. Und wenn man alles gegeneinander abwägt, dann würde ich sagen, ist in Ordnung. Sicher, manche Presseberichte würde ich gerne los sein, keine Frage. Verurteilung wegen Vergewaltigung hätte ich lieber nicht gehabt, keine Frage. Aber wenn ich alles zusammen nehme…

Bild: Also die Frank sagt, ihr wäre auch lieber gewesen, Sie hätte die Vergewaltigung nicht gehabt. Sagt Sie.

MDE: Find ich ja in Ordnung, was soll ich denn dazu sagen? Ich glaub ihr, dass sie das lieber nicht gehabt hätte, wenn Sie denkt, sie hatte es. Wer will das schon?

Bild: Vor allem nicht in dieser Abfolge, wie es geschildert wurde, wie sie sagt, dass es geschehen ist.

MDE: Wie sie sagt, dass es geschehen ist! Nehmen Sie im Prozess das Beispiel der Brandwunden. Da gab es so eine kleine Geschichte während des Prozesses. Da wurde ein Sachverständiger geholt. Sie war 14 Tage, nachdem das geschehen sein soll, beim Arzt und davon gab es Bilder. Da waren die Wunden noch nass. Und der Arzt war ja auch da. Und beide Ärzte waren sich einig, dass diese Wunden nicht 14 Tage danach noch nass gewesen sein können. Dann hat das Gericht den Sachverständigen gefragt: Können Sie es hundertprozentig ausschließen? Und dann hat der Arzt gesagt, in der Wissenschaft kann man nichts 100%ig ausschließen. Und daraufhin war klar, ich war es. Was soll man dazu sagen?

Bild: Wir machen uns nun langsam auf den Weg, wenn der Herr nicht willig ist, dann kann man in Liebe nichts machen.

MDE: Ja, dann bleibt die Liebe auf der Strecke, wenn es um Wirtschaft geht.

Bild: Und einen Blick in ihren Meditationsraum darf ich auch nicht werfen. Weil ich ein Außenstehender bin.

MDE: Ja, dürfen Sie nicht.

Bild: Aha.

MDE: Wir versuchen die Meditationsräume wirklich nur…

Bild: …sauber zu halten.

MDE: Man merkt das schon wenn ein anderer drinnen war, wenn man da meditiert. Sie können gerne einen Blick in das Zimmer nebenan werfen.

Bild: Was ist da Interessantes?

MDE: Eigentlich nichts. Es ist halt ein Arbeitszimmer mit Computern und ähnlichem.

Bild: Sie seien sehr gut mit dem Computer hab ich gelesen.

MDE: Na ja ich hab mal ein bisschen programmiert eine Weile. Aber eigentlich sind hier alle ganz gut mit dem Computer.

Bild: Ich nicht. Ich werf mal einen Blick in das Zimmer nebenan, du weißt ja nie was man sieht. Vielen Dank für Kaffe und Wasser.

Liveaufzeichnung des Interviewtermins vom 21.Januar 2003